Wie orientieren sich Brieftauben?

Früher war die Taubenpost ein unersetzlicher Nachrichtendienst, mit dem Informationen über den Luftweg verschickt werden konnten. Denn Brieftauben sind Meister der Orientierung und finden immer den direkten Weg nach Hause. Dazu benutzen sie verschiedene Arten von Kompassen zur Navigation.

Brieftaube auf dem Kriegsfeld

Auf dem Kriegsfeld wurden Brieftauben mit Zetteln an Füssen oder Rücken freigelassen. Dank ihrem einzigartigen Orientierungssinn flogen die Tiere auf direktem Weg nach Hause – zum Futterort - wo sie ihrem Besitzer die Nachricht überbrachten. Bild: Malindine E G (Lt)/WIkimedia

Beruf: Brieftaube

Wir kennen Tauben vor allem als grau gefiederte Stadtbewohner. Sie sitzen auf Regenrinnen und Tramleitungen und picken Brotkrumen von den Trottoirs. Stadttauben können aber auch ein ganz anderes Leben führen, nämlich ein Berufsleben als Brieftauben. Diese werden gezüchtet und in großen Vogelkäfigen, so genannten Taubenschlägen, gehalten. Dort werden sie gefüttert und für ihre Einsätze trainiert. Das Spezielle an den Brieftauben ist, dass sie auch aus grosser Entfernung von einem fremden Ort mühelos den Weg zurück nach Hause finden, auch wenn der Weg mehrere hundert Kilometer lang ist. Noch bevor es Flugzeuge gab, wurde mit der Taubenpost die Flugpost erfunden.

Im 20. Jahrhundert wurden Brieftauben sogar mit Kameras ausgerüstet, um Aufnahmen aus der Luft zu machen. Bild: Julius Neubronner/Wikimedia

Taubenpost als Nachrichtendienst in Kriegszeiten

Schon seit Jahrtausenden nutzen Menschen Brieftauben, um Nachrichten zu übermitteln, indem sie am Fuss oder Rücken der Tiere einen Zettel befestigen. Die alten Römer setzten die fliegenden Boten vor allem für militärische Zwecke ein – dank der Taubenpost konnte man auf dem Schlachtfeld mit Verbündeten Nachrichten austauschen. Ausserdem konnten die Tiere ungehindert Landesgrenzen überfliegen. Darum waren Brieftauben auch in späteren Kriegen unersetzliche Kommunikationsmittel. Bis zu 100'000 Brieftauben wurden allein im ersten Weltkrieg eingesetzt! Besonders tapferen Exemplaren wurden sogar Medaillen wie die „Dickin Medal“ verliehen, die höchste britische Auszeichnung für Tiere im Kriegseinsatz. Auch die Schweizer Armee unterhielt bis 1996 einen Brieftaubendienst mit 30'000 Tauben.

Übrig bleiben Flugwettbewerbe und Hochzeitsflüge

Inzwischen haben moderne technische Kommunikationsmittel  die tierischen Luftboten verdrängt. Allerdings gibt es viele Hobby-Taubenzüchter, die mit ihren Brieftauben sportliche Wettbewerbe austragen. Dabei werden die Tiere etwa 100 bis 1000 km entfernt ausgesetzt. Anschliessend wird die Zeit bis zu ihrer Ankunft zuhause gemessen. Auch das Fliegenlassen von weissen Brieftauben an Hochzeiten und anderen festlichen Anlässen ist beliebt, denn die Taube gilt als Friedenssymbol.

Dank innerem Kompass und Karte geht’s auf direktem Weg nach Hause

Wieso die Taube auf dem schnellsten Weg und nicht im Zick-Zack nach Hause fliegt, hat einen nachvollziehbaren Grund: Sie möchte bei ihrem Flug so wenig Energie wie möglich verlieren. Warum Brieftauben aber einen so guten Orientierungssinn haben, kann man bis heute nicht genau erklären. Man nimmt an, dass sie in ihrem Gehirn eine Landschaftskarte erstellen und sich mit einer Art „innerem Kompass“ darauf orientieren. Wie Zugvögel benutzen sie dazu den Stand der Sonne und der Sterne. Auch nimmt man an, dass sie visuelle Landmarken (also zum Beispiel bestimmte Flüsse oder Berge) benutzen, um sich ihre „innere Karte“ anzulegen. Wie ist es aber dann möglich, dass die Brieftauben von einem Aussetzort in einem ihnen völlig fremden Gelände den Heimweg finden?

Das Erdmagnetfeld hilft! Doch wo ist der Sensor?

Brieftauben besitzen ein Zeitgefühl, deshalb erkennen sie am Sonnenstand, ob die Sonne im Westen oder Osten steht und können so die Himmelsrichtungen bestimmen. Ausserdem benutzen sie ebenso wie Zugvögel das Erdmagnetfeld zur Orientierung. Erst wenn sie wieder in der Nähe des Taubenschlags sind, benutzen sie Landmarken als Navigationshilfe.

Wo genau sich allerdings der Magnetsinn im Taubenkörper befindet, ist noch unklar. Lange wurde angenommen, dass eisenhaltige, magnetische Nervenzellen im Schnabel der Vögel als Sensor dienen. Jedoch fanden Forscher kürzlich heraus, dass diese Zellen sogenannte Fresszellen sind und der Immunabwehr dienen – und nicht wie angenommen der Navigation. Nun beginnt das Rätseln nach dem Ort des Magnetsinns dieser Pfadfinder der Lüfte von neuem.

Gerüche, Infraschall und sogar Autobahnen als Navigationshilfe

Einige Wissenschaftler vermuten ausserdem, dass Brieftauben Gerüche zur Orientierung benutzen. Auch Infraschall könnte den Tieren bei der Navigation behilflich sein. Dieser entsteht durch die Atmosphäre (Wind zum Beispiel verursacht Infraschall) und die Oberflächenspannung der Erde, sowie durch Luftdruckunterschiede. Mit ihrem sensiblen Innenohr nehmen die Brieftauben diese Infraschallwellen wahr und können sich daran orientieren. Und einige Brieftauben sollen sogar Autobahnen und Bahnstrecken folgen, um den kürzesten Weg von A nach B zu finden.

Kurz gesagt, wie genau sich Brieftauben orientieren, wird weiterhin intensiv in der Forschung untersucht. Wahrscheinlich nutzen die beeindruckenden Luftboten ein Zusammenspiel von Sonne, Sterne, Landmarken, Erdmagnetfeld, Gerüche und Infraschall um ihren Weg zu finden.

Quelle:
Originalpublikation Magnetsinn

BERITTENE BRIEFTAUBEN

Vor vielen Jahren soll ein Ausbilder an der Militärakademie einen Kadetten gefragt haben, ob ein Melder oder eine Brieftaube schneller sei. Die Antwort des Kadetten lautete angeblich "zu Fuß ein Melder, Herr Hauptmann!". Können Sie sich, lieber Leser, eine vernünftige militärische Lage vorstellen, in der eine Brieftaube ihren Auftrag "zu Fuß" erledigt, oder etwa gar beritten?

Und doch gab es berittene Brieftauben, sogar orgplanmäßig! Allerdings "ritten" sie zu ihren Einsatzorten nicht auf Pferden sondern - noch kurioser - auf Hunden. Es gab in der k.u.k. Monarchie und in der Reichswehr sogar Vorschriften für Brieftaubensättel für Meldehunde (kein Aprilscherz!). Welche Bewandtnis hatte es damit? Wir haben es für Sie untersucht.

Schon lange vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs waren viele Armeen "auf den Hund" gekommen. Sie verwendeten Hunde zum Transport aller möglichen Dinge. Es gab MG-Hunde, das waren Bernhardiner, die einen kleinen Wagen mit je einem MG 08auf Lafette zogen. Sanitätshunde, die mit zwei Rädern versehene Tragbahren fortbewegten, Kabelhunde, die von einer Rückenspulvorrichtung aus ca. 500 Meter einadriges Feldkabel verlegen konnten, Hunde, die schwere Sanitätstaschen trugen und Meldehunde (Die Ausdrucke "Wagelhund" und "Kabelhund" haben sich bis heute gehalten). Für diese Meldehunde hatten findige Köpfe sogar einen eigenen Brieftaubensattel für zwei Brieftauben konstruiert.

Dieser konnte etwa folgendermaßen eingesetzt werden:

Der Hundeführer legte zuerst mit einer Tropfflasche eine Riechspur zu einer mehrere Kilometer entfernten Gegenstelle. Daraufhin wurden die Brieftauben in die am Sattel befindlichen Körbchen eingelegt. Nun war der Hund "betriebsbereit" und konnte nach Bedarf, am besten während der Nachtstunden zur Gegenstelle abgeschickt werden. Die nahe am Feind befindliche Stelle, für die die Brieftauben bestimmt waren - etwa ein stehender Spähtrupp - konnte meist mit keinem anderen Fernmeldemittel unauffällig erreicht werden.

Dank des ständigen Brieftaubennachschubs via Meldehund, brauchte sie sich nicht mit der auffälligen Haltung zahlreicher Brieftauben belasten, war doch eine Taube pro Spruch erforderlich (für alle die es nicht wissen - Brieftauben können immer nur zu einem Zieltaubenschlag eingesetzt werden, egal von wo sie gestartet werden, ein Rückflug zur Startstelle ist nicht möglich). Die Nachrichten konnten so relativ rasch nach hinten durchgegeben werden, ohne einen Melder dem gegnerischen Feuer auszusetzen, oder die Tarnung des expontierten Spähtrupps zu gefährden.

Abbildungen von Brieftaubensätteln fanden sich in Fernmeldevorschriften bis in die Zwanzigerjahre unseres Jahrhunderts. Ab dann verschwanden sie, verdrängt durch die Überhandnahme technischer Fernmeldemittel. Melde-, Kabel-, Minen-und Sanitätshunde wurden noch im Zweiten Weltkrieg von mehreren Nationen verwendet, letztere allerdings eher zum Aufspüren von Verletzten als zu deren Transport.

Brieftauben für Deutsch-Ostafrika

 
 Meyers Konversations-Lexikon
“Die Brieftaube, eine Mischlingsrasse, fliegt in 4 Minuten 7,5 Kilom. Und kehrt aus 100 Meilen Entfernung zurück. Sie wird seit älteren Zeiten benutzt und war bis zur Erfindung des Telegraphen im Krieg und Handel (Kurstauben Rothschilds) von Bedeutung. […] seit der Belagerung von Paris wurden sie auch wieder für Kriegszwecke benutzt […].”
Meyers Konversations-Lexikon, 3. gänzlich umgearbeitete Auflage, Bd. 15, Leipzig 1878, S. 6

“Als Paris von den deutschen Truppen eng cerniert war, suchte man eine Verbindung mit der Provinz herzustellen. Von Paris aus ging dies sehr gut vermittels des Luftballons, aber man konnte nicht nach Paris hineinkommen, […]. Nachdem man eine Depeschenbeförderung auf die verschiedenste Weise versucht hatte, ohne zum Ziele zu kommen erinnert man sich der Brieftauben. […] Mit Hilfe der Photomikrographie wurden die Depeschen derartig verkleinert, dass man einer einzigen Brieftaube 40 000 Depeschen mitgeben konnte, welche in eine Federspule gesteckt wurden, die man an der mittelsten Schwanzfeder mit einem Seidenfaden bestetigte. […] Diese Erkenntnis brachte einen enormen Aufschwung des Brieftaubenwesens hervor. Silberne Medaille für Verdienste um das Militär-Brieftaubenwesen 1. Form 1893.jpg_tAlle grösseren Staaten, Deutschland, Frankreich, Italien, Oesterreich, Russland, Spanien, sowie die Vereinigten Staaten von Nordamerika haben Militär-Brieftauben-Stationen eingerichtet, in welchen Brieftauben speciell für Kriegszwecke und auf Staatskosten gezüchtet werden. […]
Auch für Kamerun und die deutsche ostafrikanische Colonie haben sich die Brieftaubenposten sehr nützlich erwiesen, und man hat dort bereits Brieftauben-Stationen eingerichtet.”

W. Hess: Die Taube als Briefbote, in: Prometheus. Illustrirte Wochenschrift über die Fortschritte in Gewerbe, Industrie und Wissenschaft, Nr. 89/1891, S. 579 f.
Abb.:  Die Medaille wurde an Züchter und verantwortliche Mitarbeiter im Militärdienst vergeben, die sich um das Brieftaubenwesen im Dienst des Militärs verdient gemacht hatten. – nach: http://www.ehrenzeichen-orden.de

 

 Brieftauben für Afrika
Um durch Brieftauben von einem Ort zu dem anderen Nachrichten zu schicken, muß folgendes eingehalten werden.Die einzelnen Brieftaubenstationen sollen gewöhnlich nur ungefähr 50 Kilometer von einander entfernt liegen. Jede Stationen muß von beiden Seitenstationen wenigstens je 10 Tauben vorräthig haben, um eine ankommende Depesche, ähnlich einer telegraphischen, sofort nach einer oder der anderen Seite weiter geben zu können.Die Nachrichten oder Depeschen selbst müssen auf dünnes Papier geschrieben sein, welches ähnlich dem telegraphischen Vordruck enthält, in welchem sich die Zeit sowie der Ort des Abgangs sowie die Bestimmung leicht einfügen lassen. Dieses Papier wird ganz fein zusammengefaltet und in eine kleine Gummihülse gesteckt, welche wie das Papier hierzu auf jeder Station vorräthig sein muß. Hierauf wird mit leichtem baumwollenen Faden die Hülse von dem geschlossenen Theile an zusammen mit dem / gefaltenen Papier derart leicht umwickelt, daß alle Luft entfernt ist und nichts zurückbleibt als die mit der Gummihülse noch umgebene Depesche.
W. Roeder: Die Brieftaube und die Art ihrer Verwendung zum Nachrichtendienst. Zusammengestellt für die Wißmann-Expedition nach Deutsch-Ostafrika, S. 16 f.
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Tauben haben Navi im Kopf

Tauben finden immer zuverlässig zurück nach Hause. Diese Fähigkeit verdanken sie ihrem äußerst raffinierten Sinn für das Magnetfeld der Erde. Doch nicht nur das: Die klugen Vögel haben zudem eine Art mentale Karte des Raumes im Kopf.

Brieftauben in ihrem Schlag

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Brieftauben in ihrem Schlag.

Bildquelle: UZH

Das „Rennpferd des kleinen Mannes“, die Brieftaube, findet immer wieder nach Hause. Und zwar unabhängig davon, ob sie von bekanntem oder von unbekanntem Gelände aus ihren Flug dorthin antritt. Das ist seit Jahrtausenden bekannt und die Orientierungskünstler der Luft waren deshalb in früheren Zeiten die Überbringer von guten oder schlechten, aber immer wichtigen Nachrichten. Eine regelrechte Brieftaubenpost errichteten im frühen Mittelalter die Ägypter. Im ersten Weltkrieg dienten Brieftauben auch militärischen Zwecken: Sie transportierten kleine Röhrchen mit winzigen Fotografien oder anderen kriegswichtigen Informationen. Ja, die Taubenpost begründete die Luftpost, die heute allerdings auf den Einsatz der fliegenden Orientierungskünstler verzichtet.

Tauben können ihre Flugziele selbst wählen

Bisher war klar, dass Tauben einen Mix aus Sonnenstand, Sternenkonstellationen und vor allem das Magnetfeld der Erde nutzen, um sich im Raum zu orientieren. Nicole Blaser, Biologie-Doktorandin am Anatomischen Institut der Universität Zürich konnte nun experimentell nachweisen, dass Tauben eine räumliche Vorstellung von ihrer Umgebung haben und damit kognitive Fähigkeiten besitzen. Sie erkennen in unbekanntem Gelände, wo genau sie sich gerade in Bezug zu ihrem Heimat-Taubenschlag befinden. Sie sind also mit einem eingebauten Navigationsgerät im Kopf unterwegs. Und: Tauben sind in der Lage, sich ihre Flugziele selbst zu wählen.

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Taube wird mit einem Mini-GPS-Logger ausgerüstet.

Quelle: UZH

Die Tauben navigieren anhand einer mentalen Karte, die ihnen das Wissen um den sie umgebenden Raum gibt. Das ist das Ergebnis eines Tier-Experiments, welches in zwei Stufen verlief. In der ersten Stufe gewöhnten die Forscher die Tauben daran, ihr Futter nicht wie sonst üblich im Heimatschlag zu bekommen. „Wir fütterten die Tauben in einem zirka 30 Kilometer entfernten zweiten Schlag, von dem aus sie jeweils zurück in ihren Schlag fliegen mussten“, erklärt Blaser den Aufbau ihres Experiments.

Mentale Karte im Kopf vermittelt den Tauben das Wissen um den Ort

In Stufe zwei ging es für die Tauben ins Neuland. Sie wurden von den Forschern an einen dritten Ort in einem ihnen völlig unbekannten Gelände gebracht. Die Entfernung von Heimat- und Futterschlag betrug ebenfalls 30 Kilometer. Es gab durch natürliche Geländehindernisse keinen Sichtkontakt zwischen dem Startplatz im Neuland und den beiden den Tauben bekannten Schlägen.

Jetzt bildeten die Wissenschaftler zwei Gruppen von Tauben. Die eine konnte sich vor dem Heimflug satt fressen, die andere Gruppe dagegen musste hungrig an den Start. „Mit dieser Anordnung wollten wir herausfinden, ob die hungrigen Tauben zuerst zum Heimatschlag und von dort zum Futterschlag fliegen oder sie in der Lage sind, den Futterplatz direkt anzusteuern.“ Erwartungsgemäß flogen die satten Tauben direkt zum Heimatschlag. „Sie starteten bereits mit Kurs auf ihren Schlag und wichen nur kurzfristig von ihm ab, wenn sie Geländehindernisse umflogen“, erklärt Professor Hans-Peter Lipp, Neuroanatom an der Universität Zürich und Blasers Doktorvater. Ganz anders die Tauben aus der hungrigen Gruppe.

„Tauben fliegen eben mit Köpfchen“

Diese haben es nicht nötig, für ihre Orientierung zuerst nach Hause zu fliegen, um dann von dort aus den Futterplatz anzusteuern. Im Gegenteil: Sie nahmen äußerst zielstrebig bereits am Start Kurs auf den Futterplatz und flogen diesen direkt an. Bei Geländehindernissen umflogen sie diese, schwenkten im Anschluss aber sofort wieder auf Kurs in Richtung Futterplatz. Die klugen Vögel sind damit in der Lage, ihren Standort und ihre Flugrichtung in Bezug auf das Ziel zu bestimmen und zwischen mehreren Zielen zu wählen. „Tauben fliegen eben mit Köpfchen“, meint Nicole Blaser schmunzelnd.

Im Köpfchen der Tauben, genauer im Hirnstamm laufen die Informationen des Erdmagnetfeldes zusammen. Zwei Wissenschaftler des Baylor College of Medicine in Houston haben die Neurone der Navigationszentrale der klugen Vögel mit Elektroden angezapft und so zeigen können, wie die Tiere aus den Signalen der Magnetfeldrezeptoren die nötigen Positions- und Lageinformationen berechnen.

Spezialisierte Zellen erkennen die Magnetfeld-Orientierung

Le-Quing Wu und David Dickman implantierten dazu haarfeine Messgeräte in einer Hirnstammregion der Tauben, die auch für den Gleichgewichtssinn zuständig ist. Anschließend platzierten sie ihre sieben Versuchstiere bei völliger Dunkelheit in einer dreidimensionalen Anordnung aus Magnetspulen. So waren die Tauben vom Erdmagnetfeld vollkommen abgeschirmt. Die beiden Wissenschaftler konnten durch diese Anordnung sehr präzise Magnetfeldlinien verändern und so manipulieren. Sie probierten nun systematisch alle denkbaren Orientierungen der Magnetfeldlinien durch und zeichneten gleichzeitig die Reaktionen im Taubengehirn auf.

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Flugrouten: Der blaue Pfeil zeigt die Richtung zum Futterschlag an, der rote die Richtung zum Heimschlag. Der weisse Punkt ist der Auflassort. Gelb markiert sind die Flugrouten der hungrigen Tauben, schwarz jene der gefütterten Tauben.

Quelle: UZH

Sie erhielten Antworten von 50 der mehr als 300 abgehörten Neurone. Es zeigte sich: Jede der abgehörten Zellen im Taubenhirn ist spezialisiert auf eine bevorzugte Feldlinienorientierung und feuert maximal, sobald sie diese wahrnimmt. Neigt die Taube nun zum Beispiel den Kopf, so ändert sich ihre Orientierung im künstlich erzeugten Magnetfeld. Die eben noch maximal feuernde Zelle verstummt, und eine andere übernimmt die Antwort. Die Tauben verrechnen die Reaktion der einzelnen auf die jeweiligen Magnetfeldlinien spezialisierten Zellen an Ort und Stelle mit denen des Gleichgewichtssinns und gleichen sie mit dem konstant nach unten weisenden Vektor der Schwerkraft ab.

Damit hat die Taube ein neuronales Instrumentarium im Kopf, was ihr erlaubt sowohl die Himmelsrichtung, als auch ihre geographische Breite zu bestimmen. Denn je nach aktueller Position auf dem Globus treten die Erdmagnetfeldlinien in einem anderen Winkel aus dem Boden. Und in Kombination mit der mentalen Karte weiß die kluge Taube eigentlich immer, wo es gerade für sie lang geht.

Von Detlef Stoller
 

Kalter Krieg auf Britisch: Kamikaze-Tauben sollten Russland angreifen

Der britische Sinn fürs Skurrile griff im Kalten Krieg auch unter Militärs vehement um sich. Wie aus jetzt veröffentlichten Geheimdienst-Dokumenten hervorgeht, wollten die Briten dressierte Kamikaze-Tauben als fliegende Biowaffen gegen Russland in Stellung bringen.

Tauben: Seltsame Pläne aus Großbritannien
DDP

Tauben: Seltsame Pläne aus Großbritannien

Als die Sowjets 1946 alles daran setzten, eigene Atomwaffen zu entwickeln, dachten sich die Briten eine neue, schreckliche Waffe aus, gegen die es keinen Schutz geben sollte: Brieftauben, umfunktioniert zu gefiederten Bomben, die ihre tödliche Fracht - in diesem Fall Sprengladungen oder Biowaffen - tief ins Reich des Gegners tragen sollten.

 

 
Geheimdienst-Dokumente, die jetzt von den britischen National Archives in Kew veröffentlicht wurden, brachten den skurrilen Plan ans Tageslicht. Wie die Zeitung "The Independent" berichtet, fußte der Plan des Luftwaffenoffiziers William Rayner auf der Studie eines Amerikaners. Der hatte behauptet, Tauben könnten zuverlässig auch Ziele finden, die sie nie zuvor gesehen hatten - mit Hilfe ihres Orientierungssinns, der sich nach dem Erdmagnetfeld richtet.

Die vom Radar nicht zu ortenden gefiederten "Bomber" sollten auf diese Weise kleine Ladungen von Explosiv- oder Biokampfstoffen in ihre Zielgebiete tragen. "Tausend Tauben jeweils mit einer 60 Gramm schweren Explosiv-Kapsel, die in Intervallen in einem spezifischen Ziel landen, können für eine ernste und unschöne Überraschung sorgen", zitierte der "Independent" aus den direkt nach Ende des Zweiten Weltkriegs erarbeiteten Dokumenten.

Eine eigens für die Zukunft der britischen Militär-Tauben eingesetzte Kommission schlug noch andere Tricks vor. So sollten die Kampfvögel mit neuartigen Ballons tief in feindliches Gebiet geschmuggelt, von Raketen abgeworfen werden oder sich mit Sprengladungen in gegnerische Suchscheinwerfer stürzen. Der Vorschläge wurde jedoch - kaum verwunderlich - als unrealistisch verworfen.

Hintergrund der Pläne war die Existenz zahlreicher Brieftauben in Diensten des Militärs während des Krieges. Die Vögel hatten Botschaften zwischen London und Geheimagenten im Ausland hin- und hertransportiert. Nach dem Krieg suchte man nach anderweitigen Möglichkeiten für deren Einsatz. "Es ist klar, dass es in der Taubenforschung keinen Stillstand geben wird; wenn wir nicht damit experimentieren, werden es andere Mächte tun", heißt es in den Papieren. Der Ausschuss zum militärischen Einsatz von Tauben wurde letztlich im Jahr 1950 aufgelöst.

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Allgemein Wissenswertes über Tauben

 

Die Geschichte der Taube am Beispiel der Brieftaube 

Der Ursprung der Beziehung zwischen Mensch und Taube geht weit in die Geschichte zurück. Man geht davon aus, daß unsere heutige Brieftaube von der sogenannten "Rottaube" abstammt. Mit der Zeit haben die Menschen durch verschiedene Zuchtmethoden eine Reihe von Rassen entstehen lassen.

 Die Taube als Haustier wurde und wird auf unterschiedliche Weise genutzt. Schon bei den alten Ägyptern waren Tauben als Delikatesse sehr beliebt. Deshalb befinden sich noch heute in einigen Gebieten Ägyptens die ältesten und mit bis zu 20000 Tieren die größten Taubenschläge der Welt. Auch die Römer und der mittelalterliche Adel sahen Tauben gern auf ihrem Speiseplan.

 In anderer Weise nützlich waren Tauben in früheren Zeiten, weil sie als Orientierungshilfe bei der Schifffahrt mitgeführt und zur Ortung der Küste verwendet wurden.  

Von Homer ist überliefert, daß die griechischen Seefahrer von ihren Schiffen Tauben freiließen und aus deren Flugverhalten die Richtung des nächstgelegenen Landes oder der nächsten Insel erkennen konnten. Tauben waren also ein bedeutendes Hilfsmittel zur Erkundung der griechischen Inselwelt, der Grundpfeiler für die Seemacht des alten Athens.

 Um seine Eroberungen in Gallien zu sichern ließ der römische Feldherr Julius Cäsar Botentauben einsetzen, welche ihm die Nachrichten über ausbrechende Unruhen überbrachten. So verschaffte er sich einen schnellen Kommunikationsweg, der es ihm ermöglichte, seine Legionen rechtzeitig in Marsch setzen zu können.

 Als Überbringer von Botschaften – und damit als Brieftauben - wurden sie erstmals 5600 v. Chr. in Ägypten sowie im gesamten Altertum eingesetzt.

Bereits zu dieser Zeit zog der Mensch militärischen, politischen und wirtschaftlichen Nutzen aus dem Einsatz von Brieftauben. So wurde auch die Kunde von der Krönung des Pharao Ramses II (1324 - 1258 v. u. Z.) von ihnen verbreitet.  

Auch andere große Herrscher machten sich die besondere Fähigkeit der Tauben zunutze. So richteten ägyptische Sultane im Mittelalter eine staatliche Taubenpost ein, in die alle Städte einbezogen waren. Dieses Nachrichtensystem bestand bis etwa 1500.

 Auch der Kalif von Bagdad, Nur-Eddin (1146 - 1174), etablierte eine Brieftaubenpost, die aber bereits 100 Jahre später von den Mongolen bei der Zerstörung Bagdads im Jahre 1258 beendet wurde.

 Im 12. und 13. Jahrhundert brachten die Kreuzritter neben vielen materiellen und kulturellen Schätzen und Gütern auch die Botentaube von ihren Beutezügen nach Palästina mit nach Europa.

 Seither fand sie auch in unseren Breiten zunehmend Verwendung. Die schnelle Informationsübermittlung zum eigenen wirtschaftlichen Vorteil zu nutzen, das gelang mit besonders durchschlagendem Erfolg den Rothschilds. Als Napoleon 1815 in der Schlacht von Waterloo seine vernichtende Niederlage erfuhr, wurde die Nachricht darüber per Botentauben nach London überbracht. 

Den Informationsvorsprung nutzend erwarb das Haus Rothschild sofort die noch niedrig gehandelten englischen Staatspapiere und konnte damit den Grundstock für seinen späteren legendären Reichtum legen.

 Wegen des Bedarfs an schneller und zuverlässiger Nachrichtenübermittlung, richtete das Antwerpener Handelsblatt ab 1848 regelmäßig verkehrende Taubenstafetten ein. Zwischen Paris, London, Madrid und Frankfurt sowie zwischen Brüssel, Berlin und Aachen entstanden Netzwerke, in denen die Brieftaube als Träger fungierte.  

Immer wieder versuchte man durch den Einsatz der Taube als schnelle Nachrichtenüberbringerin, politischen und wirtschaftlichen Vorteil zu erlangen.

 In der Schweiz wurde 1878 sogar ein Armee-Brieftaubendienst gegründet. In einem dafür entwickelten Merkblatt wurde die Brieftaube bis vor kurzem als: "Selbstreproduzierender Kleinflugkörper auf biologischer Basis mit fest programmierter automatischer Rückkehr aus beliebigen Richtungen und Distanzen" beschrieben. 

In einigen Ländern wie Frankreich, im ehemaligen Jugoslawien, in Italien, Portugal, Brasilien, Argentinien oder den USA werden Tauben heute noch als Schießobjekt verwendet. 

Selbst der Taubenkot findet in manchen Ländern als hochwertiger Dung Anwendung. Eine regelrechte Taubendungwirtschaft wird heute noch in der Türkei und im Iran  mit halbwilden Tauben betrieben. In Mitteleuropa wurde in früheren Zeiten Taubenkot sogar zur Verbesserung von saurem Bier und zur Herstellung einer Lauge, durch die die Brötchen locker und wohlschmeckend werden sollten, verwendet. 

Auch heute beschränkt sich die Nutzung der Tauben keineswegs auf die beliebten Wettflüge oder Rassetauben-Ausstellungen. Die jüngste Entwicklung sich Tauben zunutze zu machen, stellt ihr Einsatz als Bioindikator dar. Eier der Stadttauben werden auf die unterschiedlichen, durch den Menschen in die Umwelt gebrachten chemischen Verbindungen untersucht, um so Aufschluß über bestehende Belastungen zu erlangen.

 

Eiablage/Brutzeit/Aufzucht

Unsere Rassetauben brüten in der Regel von Ende Februar bis Ende August. Danach sollten die Geschlechter getrennt werden (Tauber im Alttierschlag, Täubinnen in den Jungtierschlag) um den Tieren in und nach der Mauser Ruhe zu gönnen um die Ressourcen für das nächste Zuchtjahr wieder aufzufrischen.

Die Täubin legt zwei Eier. Das erste am späten Nachmittag. Danach setzt sie einen Tag aus. Das zweite Ei wird folglich am Nachmittag des übernächsten Tages gelegt. Das erste Ei sollte nach der Ablage entfernt werden und durch ein Kunstei (im Fachhandel erhältlich) ersetzt werden. Nach Ablage des zweiten Eies wird das erste wieder untergelegt und das Kunstei entfernt. Dies hat zur Folge, dass die Eier gleichmäßig bebrütet werden und das erste Jungtier aufgrund der früheren Ablage (und folglich früheren Bebrütung des Eies) nicht einen Tag früher schlüpft. Gerade in den ersten Tagen wachsen die Jungtiere sehr schnell. Dies hätte zur Folge, dass das erste Jungtier dem zweitabgelegten immer voraus wäre. Somit könnte es kümmern und eingehen.

Die Brutzeit der Taube beträgt i. d. R. 18 Tage, gerechnet ab der zweiten Eiablage.

Die Eier sollten etwa nach dem fünften Bruttag geschiert (mit der Taschenlampe durchleuchtet) werden. Ab diesem Zeitpunkt ist erkennbar, ob die Eier befruchtet sind oder nicht. Man erkennt dies an einem Spinnwebenartigen Blutgewebe, in dessen Mitte sich ein schwarzer Punkt befindet. Sollte eines nicht befruchtet sein, kann dies entfernt werden. Sollten beide nicht befruchtet sein, ist es vorteilhaft, erst noch einige Tage abzuwarten, damit sich die Täubin erst wieder von der Eiablage erholen kann. Wenn man die Eier zu früh entfernt kommt es nicht selten vor, dass das nächste Gelege wieder unbefruchtet ist.

Sollte trotz o. g. Tipps das zweite Gelege auch wieder nicht befruchtet sein, kann man diesem Paar erst einmal ein Gelege eines anderen Paares unterlegen. Nach Aufzucht dieser Jungtiere klappt es meistens bei der folgenden Brut mit der Befruchtung des eigenen Geleges.

Für die Eier des Gelegetausches sollten nur Eier verwendet werden, die zwei bis maximal drei Tage früher/später als die Eier des eigenen Geleges abgelegt wurden. Jünger sollten sie nicht sein, da es sonst sein kann, dass die Tauben nach ca. 20 Tagen das Gelege verlassen, weil sie denken, ihre Brut schlüpft nicht mehr. Sie sollten aber auch nicht älter sein, da sonst unter Umständen die Kropfmilch, mit denen die Elterntiere ihre Jungen die ersten Tage ammen, noch nicht gebildet ist.

Das Gelege wird von beiden Elterntieren bebrütet. Der Täuber brütet zwischen 10 Uhr vormittags und 17 Uhr nachmittags. Den Rest der Zeit brütet die Täubin. Ebenso sind beide Elterntiere für die Aufzucht der Jungen verantwortlich.

Ca. zwei bis drei Wochen nach dem Schlupf kann in der Nistzelle bereits wieder eine zweite Nistschale zur Verfügung gestellt werden. Diese sollte etwas erhöht aufgestellt werden, damit die Nestlinge nicht an diese herankommen. Den Elterntieren steht die Möglichkeit zur Verfügung, das nächste Gelege zu bebrüten, während die Jungen weitergeammt werden. Etwa fünf Wochen nach dem Schlupf können die Jungtiere selbst fressen und können im Jungtierstall untergebracht werden. In diesem können sie ungestört fressen und stören auch die Eltern nicht bei der Aufzucht der nächsten Brut.

Die ersten Tage nach dem Absetzen der Jungtiere sollte darauf geachtet werden, dass diese fressen und vor allem trinken. Es kann unter Umständen sein, dass ihnen erst der Tränker näher gebracht werden muss. Dazu nimmt man die Taube und hält ihren Schnabel in den Tränker. Wiederholt man diesen Vorgang ein- bis zweimal, können die Tauben dies in der Regel in Zukunft selbst.

 

Brieftauben - Von der Taubenpost zum Brieftaubensport

 

 

 

 

Einst überbrachten Tauben geheime Botschaften und wichtige Nachrichten. Heute sind sie Leistungssportler und geben mit ihrem Orientierungssinn der Forschung noch immer Rätsel auf

 

Wann wurden zum ersten Mal Brieftauben eingesetzt?

Biblische und archäologische Zeugnisse

Der Einsatz einer Taube für Botendienste wird an prominenter Stelle bereits  in der Bibel beschrieben. Nach der Sintflut kehrt eine von Noah ausgesandte Taube mit einem Ölblatt im Schnabel zurück und bringt so die frohe Botschaft, dass sich die Flut zurückzieht. Der älteste archäologische Fund, eine sumerische Keilschrift, stammt aus dem 3.Jahrtausend v. Chr. und berichtet vom Friedensschluss zweier Stadtstaaten, bei dem die beteiligten Könige zwei Tauben zu dem Kultorten ihrer Götter fliegen liessen.

Taube
Ocal, Clker.com

Der römische Schriftsteller Claudius Aelianus weiß von einem siegessicheren Olympioniken zu berichten, der 444 v. Chr. eine Taube mit zu den Spielen nahm, um seinem Vater schnellstmöglichst von seinem Sieg berichten zu können. Er siegte, schickte wie geplant seinen gefiederten Eilboten auf eine insgesamt 160 Kilometer lange Reise und soll noch am selben Tag von derselben Taube eine Botschaft seines Vaters erhalten haben

Taubenzucht in der Antike

Von Gourmets, Liebhaberei und Militäreinsätzen

Glaubt man der oben geschilderten Anekdote, dann wurden in Griechenland spätestens ab dem 5.Jahrhundert v. Chr Tauben gezüchtet und als fliegende Kuriere eingesetzt. Dies wurde später von den Römern übernommen und zur industriell betriebenen Taubenzucht ausgebaut, allerdings nicht nur für exzentrische Taubenliebhaber, die ihren Tiere sogar heimlich mit ins Theater nahmen, um von dort aus Liebesbotschaften oder Anweisungen nach Hause zu schicken, sondern auch wegen der ständig steigenden Nachfrage nach frischem Taubenfleisch.

Zu militärischen Zwecken wurden Brieftauben im alten Rom eher selten eingesetzt. Zwar soll Caesar den römischen Senat höchstselbst durch Botentauben von seinen Triumphen im Gallischen Krieg informiert haben, doch setzte man in der Regel lieber auf Reiter und menschliche Kuriere.

Tauben
KronMon, piqs.de

Araber betrieben die erste Taubenpost...

....und schufen ein 2000 Kilometer umfassendes ziviles Nachrichtensystem

Perfektioniert wurde die Verwendung von Brieftauben von den Arabern, die bereits im 9.Jahr-hundert eine "Brieftaubenpost" einrichteten. Um 1170 funktionierte der tierische Nachrichtendienst des Sultans Nureddin nach einen Stafetten-Prinzip. In jeder seiner Festungen wurden Tauben aus der jeweiligen Nachbarstadt gehalten. Gelangte eine Nachricht per Taube dorthin, wurde diese gleich an eine Taube aus der nächsten Stadt weitergegeben. So ging es weiter, bis der Adressat die Botschaft oft noch am selben Tag erhielt. Ab 1450 konnten dann gegen Bezahlung auch Bürger die staatlich "Taubenpost" in Anspruch nehmen.

"Kurstauben" halfen bei Finanzgeschäften......

....und kamen dort zum Einsatz, wo das deutsche Telegrafennetz endete

Nach Europa gelangten Botentauben vermutlich schon mit den Kreuzrittern. In der 1920er-Jahren ließen sich europäische Kaufleute die aktuellen Börsenkurse per Brieftauben übermitteln (daher trugen diese Tiere auch den Namen "Kurstauben"). Paul Julius Reuter, Gründer der gleichnamigen Nachrichtenagentur, soll die Börsenkurse aufgrund seiner geflügelten Kuriere immer einige Stunden vor den Spekulanten erhalten haben. Nach Gründung zusätzlicher Telegrafenlinien wurde die Dienste der Vögel dann aber nicht mehr benötigt.

Eine Friedenstaube für die eigenen vier Wände

Picasso machte sie weltberühmt
Friedenstaube (blau)
Friedenstaube (blau)

Botentauben im Militäreinsatz

Ein Friedensvogel wird zum Kriegsheld

Als in den Jahren 1870/71 deutsche Truppen Paris belagerten, wurden offiziellen Aufzeichnungen zufolge 15000 amtliche Depeschen und rund eine Million Privatnachrichten mit Botentauben verschickt. Gespeichert wurden diese Informationen auf Mikrofilmen, von denen jede einzelne Taube knapp 20 Stück tragen konnte. Da diese Tiere mit Ballons zu den unbesetzten Städten transportiert wurden und von dort dann mit Nachrichten wieder ins belagerte Paris zurückkehrten, sind sie auch als "Pariser Ballontauben" bekannt.

Der große Erfolg der Ballontauben führte in Europa zu einem effizienten Ausbau des Militärbrieftaubenwesens. Während der beiden Weltkriege kamen hüben wie drüben hundert-tausende von Tieren zum Einsatz. Die meisten erreichten ihr Ziel nicht, entweder weil sie abgeschossen wurden oder Falken zum Opfer fielen, die die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg extra zur Jagd auf Botentauben hielt. Schaffte es dann doch ein Tier, sein Ziel zu erreichen, wurde es als Kriegsheld gefeiert und sogar mit Orden ausgezeichnet.

Brieftaubensport

Ein neuer Job für ausgediente Postbeamte

Heute, wo sich Neuigkeiten per Computer oder Smartphone in sekundenschnelle verbreiten lassen, werden Tauben längst nicht mehr als Boten benutzt. Stattdessen messen sie sich auf Wunsch von Züchtern und Taubenliebhabern bei Preisflügen über kurze (80-250 km), mittlere (300-500 km) und lange Distanzen (600-1000 km). Hierbei siegt die Taube, die zuerst in ihrem Heimatschlag ankommt. Gemessen wird dies über eine am Taubenschlag angebrachte Elekronik, die einen in den Fußring der Taube eingelassenen Chip registriert. Der Ring wird den Tauben bereits wenige Tage nach der Geburt angelegt und fungiert als eine Art "Personalausweis". Sollte sich eine Taube verflogen haben, kann der Besitzer ganz schnell über die Ringnummer ermittelt werden.

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Brieftaubensport gibt es seit ungefähr 200 Jahren und wurde zuerst in Belgien betrieben. Heute zählt der Verband Deutscher Brieftaubenzüchter über 60.000 Mitglieder und beschäftigt sogar einen eigenen Metereologen, um vor Preísflügen die Wetterlage zu beurteilen.

Wie orientieren sich Tauben?

Uneinigkeit bei den Wissenschaftlern

Der erstaunliche Orientierungssinn von Brieftauben ist bis heute noch nicht vollständig entschlüsselt. Mehrere Techniken und Fähigkeiten werden in Betracht gezogen. So ist nachgewiesen, dass Tauben  das Erdmagnetfeld nutzen, selbst bei bedecktem Himmel die Himmelsrichtung anhand des Sonnenstandes bestimmen können und auch sichtbare Boden-merkmale bei ihren Flügen miteinbeziehen . Der Geruchsinn scheint auch eine Rolle zu spielen, da Tauben mit durchtrennten Riechnerven nachweislich Orientierungsprobleme bekommen.

 

© Schlitzer Bote
Erschienen am Montag, dem 22. September 2003
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Taubensport:

Die frühere Verwendung von Brieftauben (I)

Schlitz.
Der nachfolgende Bericht, vor 30 Jahren in einer Brieftaubenfachzeitschrift, ist es durchaus wert einmal veröffentlicht zu werden. Bereits 1914 wurden Tauben in Kriegsgebieten zum Überbringen von Nachrichten eingesetzt. Heute ist die Brieftaube nur noch für reine Wettflüge, wobei es um Schnelligkeit geht, an ca. 16 Wochen ab Mai im Einsatz.


Der Krieg 1914 - 1918

Seit Beginn des Krieges requirierte die Militärregierung von Paris bei der Federation der Seine-Brieftauben, die nach Transport in den Osten durch freiwillige Amateure, interessante Auskünfte über den deutschen Vormarsch berichteten. Eine gleiche Methode wurde durch Tauben der nördlichen Region dank des Einsatzes von M. Leroy Beague, Präsident der Federation von Lille praktiziert. Die an den östlichen Brennpunkten eingesetzten Militär-Brieftaubenschläge konnten nicht unter den vorgesehenen Bedingungen eingesetzt werden, ein Befehl des Generals vom 20. Januar 1915 reglementierte alle Fragen betreffs des Brieftaubendienstes unter dem Einfluss von M. Leroy Beague. Letzerer wird im Rang eines Unterleutnants am 20. August 1915 zum Chef des Brieftaubenwesens bei den Armeen ernannte. Bestimmte zivile, gut trainierte Brieftaubenschläge wurden seit Beginn der Operationen eingesetzt. Der General Foch für die X. und darauf die Generäle der II., III., IV., V. und VIII. Armeen betonen die exzellenten Ergebnisse, die infolge der gesicherten Verbindungen durch Brieftauben erzielt wurden. Der G.Q.G. bestimmt die Beschaffung mobiler Brieftaubenschläge durch Umbau von Autobussen. Die Instruktionen vom 28. Februar und 15. April 1916 des G.Q.G. bestimmen endgültig den Brieftaubendienst bei den Armeen während der Materialbeschaffung für die militärische Telegraphie und das Brieftaubenmaterial von den Körben bis zu den Schlägen, ohne die Futterbeschaffung zu vergessen.
Am 4. Juni 1916 sandte der Commandant Raynal durch eine Brieftaube die letzte Nachricht vom Forts von Vaux. Die Taube (beringt 787-15) überbringt trotz Gas- und Rauchschwaden den letzten Appell der Verteidiger des Forts: "Das ist meine letzte Taube", berichtet mit Verzweiflung der Commandant Raynal.
Während der ersten Hälfte von 1916 beginnt man Brieftauben an Bord von Flugzeugen und bei den Wasserflugzeugen der Marine und auch bei den Unterseeboten zur Aufklärung zu benutzen. Zu Beginn 1917 stellte man ein Aluminium-Röhrchen zur Nachrichtenübermittlung in den Dienst, das auch Skizzen enthalten konnte.
In den Jahren 1917 und 1918 wurden Brieftauben von allen Armeen einschließlich der Orientarmee benutzt, denn, so sagt ein Rechenschaftsbericht: "Nur die Brieftauben fliegen regelmäßig trotz der Bombardements, des Staubes, des Rauches oder des Nebels und überbringen mit einer relativ kurzen Verzögerung genaue Angaben über die Situation der eingesetzten Truppen".
Am 11. November 1918 verfügten die französischen Armeen im Ganzen über ca. 3.000 Tauben, die in festen Schlägen und etwa 400 davon, die in beweglichen Schlägen untergebracht waren.

Von 1918 bis 1940

"Die Brieftaube bleibt der Übermittler von Nachrichten par excellence in schwierigen Situationen", so äußert sich der Kriegsminister am 2. Juni 1919. Am 8. Juni 1919 gruppierten sich die großen Brieftaubenverbände von Frankreich, die sich mit Passion an den prächtigen Resultaten mit den Tauben beim Militär interessierten, zu einem "Nationalen Verband", an der Spitze das nationale Komitee der Brieftaubenzüchter mit Repräsentation des Kriegsministers. M. Leroy Beague wurde zum Präsidenten gewählt und fordert die ente Zusammenarbeit mit dem Befehlshaber der Brigade der Telegraphen.
Die Instruktion vom 28. April 1926 fixiert die Organisation und die Tätigkeit des Militär-Brieftaubenwesens. Der Taubenschlag in Paris, der auf dem Speicher der Militärakademie errichtet wurde, wurde für Lehrzwecke und Experimente betr. den Einsatz von Brieftauben bestimmt. (Wird fortgesetzt).



Ein als mobiler Brieftaubenschlag umgebauter Autobus während des 1. Weltkrieges.


Die letzten drei Tauben des Militär-Brieftaubenschlags von Verdun. Rechts die Taube, die die tragische Botschaft des Kommandanten Raynal überbrachte.



Die letzte Botschaft vom Fort de Vaux, die die Taube überbrachte.

























 

Brieftauben sollen Frankreichs Geheimwaffe werden

 

SURESNES – Die französische Armee verfügt über Atom-U-Boote, Raketen und Spionagesatelliten. Aber Jean-Pierre Decool glaubt, dass das Land eine seiner mächtigsten Waffen vernachlässigt: Seine Brieftauben.

Im Ersten Weltkrieg spielten Brieftauben noch eine wichtige Rolle. Aber seit es verlässlichere Kommunikationssysteme für alle Wetterbedingungen gibt, sind die Tauben ausgemustert.

Trotzdem unterhält das französische Verteidigungsministerium den letzten militärischen Taubenschlag in Europa. 150 Vögel gehören zum 8. Regiment. Sie wohnen in der Festung Mont-Valérien in Suresnes, westlich von Paris. Ein Unteroffizier kümmert sich um ihr Wohlbefinden und ihre Ausbildung. Ein strategisches Mittel sind sie heute jedoch nicht mehr.

Bilder: Frankreichs Brieftauben-Regiment

 
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„Das ist ein großer Fehler", sagt Jean-Pierre Decool bei einem Besuch des Taubenschlags in der Nähe eines Museums, das die Geschichte der geflügelten Boten erzählt. Der Parlamentsabgeordnete der konservativen UMP malt sich erschreckende Szenarien aus: eine Nuklearkatastrophe, einen Hurrikan, einen Krieg. Brieftauben könnten dann das letzte Kommunikationssystem sein, sagt er. In der syrischen Stadt Homs verlassen sich Rebellen, die sich gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad wehren, auf Brieftauben, wenn ihre Walkie-Talkies keinen Empfang mehr haben, sagt Decool. „Wenn die Moderne aufhört, kommen Brieftauben immer noch durch", sagt Decool.

Im Juli schickte der 60-Jährige einen Brief an den französischen Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian, um ihn nach seiner Brieftaubenstrategie zu fragen. Der Minister antwortete, dass das französische Militär mit Kommunikationssystemen ausgerüstet sei, das auch bei Stromausfall sowie bei Cyber- oder elektromagnetischen Angriffen weiter funktioniere. Sollte in Frankreich ein ernster Bedarf an Brieftauben entstehen, sagte der Minister, könne man sich auf die Unterstützung der Taubenliebhaber des Landes verlassen. Deren Anzahl schätzt er auf 20.000.

Taube wurde zum Kriegsheld

Seit vergangenem Jahr sorgt sich Decool, dass China Frankreich bei der Tauben-Expertise überholen könnte. China unterhält 50.000 Brieftauben und 1.100 Trainer, um in Grenzgebieten und Küstenregionen die Kommunikation aufrecht zu erhalten, berichtet das chinesische Verteidigungsministerium. Doch eine Kooperation mit China lehnte das Pariser Ministerium ab – am Ende würden französische Nachrichten noch nach China übermittelt, sagte der damalige Verteidigungsminister Gérard Longuet.

Als das preußische Heer 1870 Paris belagerte, ließ der Präfekt des Département Nord 1.500 Brieftauben in die Hauptstadt bringen, um die Kommunikation mit den Städten Roubaix und Tourcoing aufrecht zu erhalten.

 

Die Pariser schickten außerdem Heißluftballons mit ihren eigenen Tauben an andere Städte, damit die belagerte Hauptstadt aus dem Rest des Landes weiter Nachrichten erhalten könne.

Als der erste Weltkrieg ausbrach, standen der französischen Armee 15.000 voll ausgebildete Brieftauben zur Verfügung. So konnten Paris, Lyon und die östlichen Außenstellen sicher kommunizieren.

Ein Vogel wurde dabei sogar zum Kriegshelden. Als französische Soldaten in Verdun vom deutschen Gegner umzingelt waren, schickte ein französischer Kommandeur per Taube eine Nachricht, dass seiner Garnison eine Giftgasattacke drohte. „Dies ist meine letzte Taube", hieß es in der Nachricht.

Der Vogel namens Le Vaillant schaffte es durch die deutschen Kugeln und giftige Wolken hindurch zurück zu seinem Taubenschlag und half so, hundert Menschenleben zu retten. Am Ende des Krieges erhielt die Taube einen Kriegsorden für heldenhafte Taten. „Er ist meine Inspiration", sagt Decool über Le Vaillant, während er deren ausgestopfte Überreste im Museum betrachtet.

„Ihr braucht hier etwas frisches Blut"

Zu Friedenszeiten sind die Brieftauben auch in ziviler Mission unterwegs. Bis vor kurzem nutzte ein Krankenhaus in Granville in der Normandie Tauben, um Blutproben an ein Labor in Avranches zu schicken, etwa 25 Kilometer entfernt. Dafür brauchten die Tauben etwa 25 Minuten.


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"Mit dem Auto dauert es etwa genauso lange, doch anstatt Benzin verbraucht man nur eine handvoll Körner", sagt Yves Le Henaff, Leiter des Bluttestlabors in Avranches. Das Programm wurde 1992 abgeschafft, als der Taubentrainer starb.

Vor kurzem inspizierte Decool den Taubenschlag der Armee in Suresnes. Die weißen Tauben, die es dort gibt, seien zwar schön bei Hochzeiten und Friedensfeiern. Doch ihr helles Gefieder sei ein Zeichen von schlechteren Genen. „Ihr braucht hier etwas frisches Blut", sagt Decool den anwesenden Soldaten.

 

Seine Idee, wieder eine vollwertige Tauben-Luftwaffe aufzubauen, hat wenige Unterstützer. Stattdessen hat der Politiker jetzt einen anderen Plan: Er will Tauben für die innere Sicherheit verwenden. Sein erster Kunde, sagt er, könnte der Energiekonzern Electricité de France EDF.FR -1,16% sein, der die 58 Kernkraftwerke des Landes betreibt.

„Tauben sind überlegene Tiere"

Decool malt seinen Plan für den Fall eines großen, Fukushima-ähnlichen Nuklearunfalls aus. Ein mobiler Taubenschlag würde in der Gegend des Reaktors platziert, etwa 50 Kilometer entfernt. Da die Tauben nur in eine Richtung, nämlich heimwärts, fliegen, müssten etwa 50 Vögel regelmäßig zum Reaktor gebracht werden. Bei einem Vorfall könnten Sie dann Nachrichten nach Hause tragen.

„Warum nicht", sagt Patrick Lagadec, ein Professor an der Eliteuniversität École Polytechnique, der sich auf unkonventionelles Krisenmanagement spezialisiert. „Wenn es einen großen Netzausfall geben sollte, wäre das Mobilfunknetz als erstes betroffen. Danach kann man nicht weiter vorhersagen, wie die Krise sich entwickeln würde." Eine Sprecherin von EDF wollten sich dazu nicht äußern.

Im Flugpostmuseum schaut sich Decool winzige Spionagewerkzeuge an, die die Vögel tragen konnten, lange bevor es Aufklärungsdrohnen gab. „Tauben sind überlegene Tiere", sagt er. „Man sieht es in ihren Augen."

—Mitarbeit: Kersten Zhang

Kontakt zum Autor: redaktion@wallstreetjournal.de

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Auflösung des Brieftaubendienstes abgeschlossen

Keywords: Pressemitteilung, Brieftaubendienst, Auflösung, Schweizerische
Brieftaubenstiftung, SBS

(Ti) Auflösung des Brieftaubendienstes abgeschlossen
(Pressemitteilung vom 2. Juli 1996)

(Ld) Die Auflösung des Brieftaubendienstes der Schweizer Armee ist
abgeschlossen. Damit endet die 77-jährige Tradition eines weitherum populären
Dienstzweiges. In einvernehmlichem Zusammenwirken zwischen dem Schweizerischen
Brieftaubenzüchterverein, dem (inzwischen aufgelösten) Bundesamt für
Übermittlungstruppen sowie der Arbeitsgruppe Auflösung Brieftaubendienst konnte
für den Erhalt der Armeebrieftaubenstation Sand-Schönbühl (BE) eine
zweckmässige private Lösung gefunden werden. Die neugegründete Schweizerische
Brieftaubenstiftung (SBS) als gemeinnützige Organisation wird den Weiterbestand
der Brieftaubenstation zu Forschungszwecken gewährleisten.

(Tx) Im Zuge von Armee 95 und aufgrund einer entsprechenden
Kosten-Nutzen-Analyse war die Aufhebung des militärischen Brieftaubendienstes
beschlossen worden. Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung Brigadier Hanspeter
Alioths, Kommandant der Übermittlungsbrigade 41, hat in Zusammenarbeit mit dem
Zentralverband des Schweizerischen Brieftaubenzüchtervereins die Umsetzung
dieses Beschlusses vorbereitet. Im Vordergrund standen die Erhaltung der
verbliebenen Tauben sowie die Modalitäten zur Überführung der
Armeebrieftaubenstation Sand-Schönbühl in eine private Betriebsorganisation.
        Die seit dem 1. Juli 1996 bestehende Schweizerische Brieftaubenstiftung
ist als gemein-nützige Organisation Garantin für den Fortbestand und Betrieb
des Taubenzentrums Sand-Schönbühl für wissenschaftlich fundierten
Brieftaubensport. Angestrebt werden im weiteren Zusammenarbeit und
gegenseitiger Wissensaustausch zwischen Brieftaubenhaltern und
wissenschaftlichen Forschungsinstitutionen im In- und Ausland.
        Die verbliebenen Tauben, technisches Material und abgebaute Schläge
wurden dem Züchterverband kostengünstig übergeben. Ein Teil des übrigen
Materials geht in den öffentlichen Verkauf. Die Futterlieferungen sind bis Ende
1996 für Sand-Schönbühl und den Zugeflogenendienst gesichert. Noch
dienstpflichtige vormalige Brieftaubensoldaten werden während einer
Übergangsfrist  für Dienstleistungen in Sand-Schönbühl aufgeboten.

Für weitere Auskünfte:  Charles Scherrer, Generalstab, UG
Führungsunterstützung,  Chef Doktrin und Projektkoordination, Tel. 031 / 324 35
05

05hrungs

Brieftauben Lexikon

Brieftauben
Brieftauben,
 
Reisetauben, Sporttauben, aus verschiedenen Rassen der Haustaube gezüchtete, besonders flugtüchtige und ausdauernde Tauben mit ausgeprägtem Heimfindevermögen; Körper kräftig, gedrungen, Kopf und Hals schlank; Gefieder häufig blaugrau; Tagesleistung unter günstigen Bedingungen 800-1 000 km; durchschnittliche Fluggeschwindigkeit etwa 60 km/h (Höchstgeschwindigkeit über 90 km/h). Brieftauben fliegen nicht während der Nacht oder bei schlechtem Wetter. Über das ausgezeichnete Heimfindevermögen werden zurzeit umfangreiche Versuche angestellt. Danach sprechen Brieftauben auf das Magnetfeld der Erde, auf den Sonnenstand und sogar auf Gerüche an. Möglicherweise wirken alle drei Orientierungsfaktoren zusammen.
 
Geschichte:
 
Schon im Altertum und im Mittelalter wurden Tauben, v. a. im Orient, zur Beförderung von Nachrichten eingesetzt, so z. B. von den Arabern, die im 12. Jahrhundert eine planmäßige Brieftaubenpost für Staatszwecke einrichteten. In Europa verwendete man Brieftauben erst im 16. Jahrhundert. Aus den Erfahrungen im niederländisch-spanischen Krieg entwickelte sich besonders in Belgien die Brieftaubenzucht. In der Mitte des 19. Jahrhunderts bestanden u. a. zwischen Brüssel, Antwerpen und Paris Brieftaubenverbindungen, die v. a. für das Übermitteln von Börsennachrichten und Zeitungsmeldungen genutzt wurden. In Aachen unterhielt die Nachrichtenagentur Reuter eine Taubenpost. Mit der Entwicklung der Telegrafie verlor die Brieftaubenpost ihre Bedeutung; beim Militär wurde die Brieftaube jedoch bis Ende des Zweiten Weltkrieges noch vereinzelt eingesetzt. (Taubensport)

Gesetz, betreffend den Schutz der Brieftauben und den Brieftaubenverkehr im Kriege

 
Basisdaten
fertig
Titel: Gesetz, betreffend den Schutz der Brieftauben und den Brieftaubenverkehr im Kriege.
Fundstelle: Deutsches Reichsgesetzblatt Band 1894, Nr. 27, Seite 463 - 464
Fassung vom: 28. Mai 1894
Bekanntmachung: 7. Juni 1894
Quelle: Scan auf Commons
Editionsrichtlinien zum Projekt

 

 

(Nr. 2182.) Gesetz, betreffend den Schutz der Brieftauben und den Brieftaubenverkehr im Kriege. Vom 28. Mai 1894.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen etc.

verordnen im Namen des Reichs, nach erfolgter Zustimmung des Bundesraths und des Reichstags, was folgt:

Inhaltsverzeichnis

  • §. 1.
  • §. 2.
  • §. 3.
  • §. 4.

§. 1.

Die Vorschriften der Landesgesetze, nach welchen das Recht, Tauben zu halten, beschränkt ist, und nach welchen im Freien betroffene Tauben der freien Zueignung oder der Tödtung unterliegen, finden auf Militärbrieftauben keine Anwendung.
Dasselbe gilt von landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen Tauben, die in ein fremdes Taubenhaus übergehen, dem Eigenthümer des letzteren gehören.

§. 2.

Insoweit auf Grund landesgesetzlicher Bestimmungen Sperrzeiten für den Taubenflug bestehen, finden dieselben auf die Reiseflüge der Militärbrieftauben keine Anwendung. Die Sperrzeiten dürfen für Militärbrieftauben nur einen zusammenhängenden Zeitraum von höchstens je zehn Tagen im Frühjahr und Herbst umfassen. Sind längere als zehntägige Sperrzeiten eingeführt, so gelten für Militärbrieftauben immer nur die ersten zehn Tage.

§. 3.

Als Militärbrieftauben im Sinne dieses Gesetzes gelten Brieftauben, welche der Militär-(Marine-)Verwaltung gehören oder derselben gemäß den von ihr erlassenen Vorschriften zur Verfügung gestellt und welche mit dem vorgeschriebenen Stempel versehen sind.
Privatpersonen gehörige Militärbrieftauben genießen den Schutz dieses Gesetzes erst dann, wenn in ortsüblicher Weise bekannt gemacht worden ist, daß der Züchter seine Tauben der Militärverwaltung zur Verfügung gestellt hat.

§. 4.

Für den Fall eines Krieges kann durch Kaiserliche Verordnung bestimmt werden, daß alle gesetzlichen Vorschriften, welche das Tödten und Einfangen fremder Tauben gestatten, für das Reichsgebiet oder einzelne Theile desselben außer Kraft treten, sowie daß die Verwendung von Tauben zur Beförderung von Nachrichten ohne Genehmigung der Militärbehörde mit Gefängniß bis zu drei Monaten zu bestrafen ist.
Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Insiegel.
Gegeben Neues Palais, den 28. Mai 1894.

Schweizer Armee schickt ihre Tiere in den Ruhestand

Die Brieftauben danken ab

 
 
 

Bem. Reuter Nach 77 erfolgrelchen FlugJahren müssen die Schweizer Armee-Brieftauben den Dienst quittieren. Der Grund: schnöder Sparzwang. Nicht uitra-schnelle High-Tech-Übermittlung treibt die Tiere ins Aus, sondern das Sparenmüssen hat auch die Brieftauben der Schweizer Armee eingeholt. Dabei konnten Tauben, die für das eldgenössische Vaterland unterwegs waren, mehr, als nur den Weg zum Heimatschiag finden: Bis zu 800 Kilometer Nonstop-Flüge, mit bis zu 120 Stundenkilometern. Nachdem "Zwei-Weg-Tauben" erfolgreich zwischen zwei Kommandoposten eingesetzt wurden, trainierte die Armee schon die "Drei-Weg-Taube". Sie wurde vom ersten Posten aufgelassen und flog zunächst zum Futterholen zum zweiten, bevor sie zum dritten, Ihrem Heimatschiag, zurückkehrte. Rund 30 000 Diensttauben müssen nun ausgemustert werden. 7000 gehören der Armee direkt, der Rest sind sogenannte "Mlliz-Tauben", die von Zuchtern gegen ein kleines Entgelt einsatzbereit gehalten wurden. Mit der Abschaffung der Tauben sollen pro Jahr 600 000 Franken (etwa 720 000 Mark> eingespart werden. Was nach einer Gnadenfrist von etwa einem Jahr mit den Tieren geschieht, ist noch unklar: Den wohlverdienten Ruhestand werden sie wohl nicht finden, denn sie sind gewöhnt, "bis zum Schluß" zu fliegen.

 

Geschichte der Brieftaube



Geschichte:
"Tauben wurden wegen ihres guten Orientierungssinns und ihrer Flugtüchtigkeit (durchschnittliche Fluggeschwindigkeit ca. 60 km/h) schon früh zur Überbringung von (Brief-) Nachrichten eingesetzt (Brieftauben). In Ägypten und anderen Ländern des Mittleren Ostens wurde die Taubenpost um 1000 v.Chr. eingeführt. Etwa 500 Jahre später nutzten auch die Griechen und Römer Tauben zur Beförderung von Briefnachrichten. Die Araber setzten im 12. Jh. eine planmäßige Brieftaubenpost für Staatszwecke ein. In Europa verwendete man Brieftauben erst im 16. Jh., u.a. im niederländisch-spanischen Krieg. In der Mitte des 19. Jh. bestanden Brieftaubenpostverbindungen u.a. zwischen Brüssel, Antwerpen und Paris, die vor allem für das Übermitteln von Börsennachrichten und Zeitungsmeldungen genutzt wurden; in Aachen unterhielt die Nachrichtenagentur Reuter ab 1849 eine Taubenpost. Mit der Entwicklung der Telegrafie verlor die Brieftaubenpost allmählich ihre Bedeutung."
Quelle:
http://www.ib.hu-berlin.de/~wumsta/rehm1.html

Einsatz beim Militär:
Während des Ersten Weltkrieges kamen "die Vögel mit dem unerschütterlichen Heimfindesinn" zur Truppe der Schweizer Armee. Dort waren sie bis 1995 im Einsatz. "Es ist fraglich, ob das eine weise Entscheidung war, denn die gefiederten Boten haben Vorteile, die weder motorisierte Kuriere noch die elektronische Datenübermittlung bieten können. Sie sind unauffällig, radarsicher, brauchen keinen Strom, man kann sie nicht abhören, und im Übrigen können sie ausser Nachrichten auch noch kleine Lasten transportieren, etwa Boden- oder Blutproben. Schickt man zwei Brieftauben mit derselben Nachricht ab, erreicht die Übermittlungssicherheit nahezu hundert Prozent. Tauben können täglich bis zu tausend Kilometer zurücklegen und sich sogar bei geschlossener Schneedecke orientieren. 1940 regte der amerikanische Verhaltensforscher Burrhus F. Skinner an, Tauben als Raketenleitsysteme zu nutzen. Die Tiere sollten auf bestimmte Zielmuster geprägt werden und dann, im Kopf einer Rakete kauernd, durch das Picken auf Lenkknöpfe das gewünschte Ziel ansteuern. Nach einigen Versuchen brachen die US-Militärbehörden das Projekt ab."
Der taktische Vorteil der Tauben liegt in ihrer Unauffälligkeit.
Quelle:
http://www.tierboerse.ch/cgi-bin/a_text.cgi?218

Brieftaubensport als Hobby:
Heute nimmt die Brieftaube ausschließlich zu Hobbyzwecken an Wettflügen teil. Hierbei legt sie Entfernungen von i.d.R. bis zu 650 km zurück. Diese Distanz fliegen die Tauben ohne Unterbrechung durch, sofern dies die Wetterbedingungen erlauben, mit bis zu 1600 m/min im Durchschnitt.

Beim Militär und bei Olympia

 
Bei einer Ausstellung werden die Brieftauben genau begutachtet.

Bei einer Ausstellung werden die Brieftauben genau begutachtet.

 

Bei einer Ausstellung werden die Brieftauben genau begutachtet.

Am Ende werden die Bewertungen schriftlich festgehalten. Foto: Thissen

 

Was hat Comic-Held Homer Simpson mit Brieftauben zu tun?

Er selbst vielleicht nichts direkt, aber Fans der US-Serie „Die Simpsons“ wissen vielleicht, dass Homer zu Deutsch „Brieftaube“ heißt.

Woher stammt die Rasse Homer Giant?

Sie wurde in den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts in den USA aus einer Vermischung derier bestehender Rassen von Nutztauben begründet. 1927 gründeten neun Züchter die American Giant Homer Association

Welche Farben gibt es?

Es gibt mehr als zwei Dutzend Farbschattierungen bei den Homer Giants. Von Blau, Rot und Gelb, bis Braun und Tigerschecken. Für weiße Giants wurde beispielsweise festgelegt, dass sie einen rötlichen Augenrand besitzen sollen.

Seit wann existiert der Brieftaubensport?

In Aachen fanden sich um 1834 einige Sportfreunde zusammen, um den ersten Brieftaubenzuchtverein zu gründen. Mit dem Fortschritt der Industrialisierung, insbesondere des Eisenbahnwesens, verbreitete sich der Brieftaubensport in ganz Deutschland. Zwischen 1871 und 1883 wuchs die Zahl der Mitglieder und damit die Zahl der Vereine.

Die Brieftaube im Militäreinsatz

Die Brieftaube hatte eine große Bedeutung bei der militärischen Nachrichtenübermittlung: 1872 erhielt der Kölner Brieftaubenzüchter Josef Lenzen vom Preußischen Kriegsministerium den Auftrag, „die Brieftaubenzucht in Preußen für das Militärwesen nutzbar zu machen“. So wurde 1891 ein Vertrag zwischen dem Verband Deutscher Brieftauben-Liebhaber-Vereine und dem Preußischen Kriegsministerium geschlossen. Die Gründung des „Zentralverbandes der Brieftaubenzüchter in Deutschland“ 1884 stand ebenfalls im Zeichen des militärischen Nachrichtenwesens.

Tauben bei der Olympiade

1936 stand im Zeichen der Olympischen Sommerspiele in Berlin. Am 1. ugust fanden die Olympia-Flüge anlässlich der Eröffnung statt. Über 100 00 Tauben aus dem gesamten Verbandsgebiet waren beteiligt, dazu 5000 Tauben aus elf benachbarten Ländern.

2009 fand die Brieftaubenolympiade in Deutschland statt – allerdings von Laien eher weniger beachtet.. (ga)

Quelle: www.brieftaube.de

Die Brieftaube - fliegender Bote

Die Brieftaube, im Volksmund auch das "Rennpferd des kleinen Mannes" genannt, ist vor allen Dingen deshalb zum Haustier geworden, weil sie immer wieder nach Hause findet. Dass sie das schafft, weiß man schon seit Tausenden von Jahren. Wie ihr das gelingt, darüber zerbrechen sich Forscher noch immer den Kopf.

Schnell, weit, treffsicher

Brieftauben werden schon seit Tausenden von Jahren zum Verbreiten von Informationen eingesetzt. In der Seefahrt bediente man sich ihrer, um die Küste besser orten zu können. Eine regelrechte Brieftaubenpost errichteten im frühen Mittelalter die Ägypter. Die Kreuzritter brachten diese Errungenschaft dann auch nach Europa. Die Tiere haben nicht nur den Vorteil, Informationen besonders schnell weiter zu vermitteln, sie können auch ungehindert Grenzen überfliegen. Deshalb wurden sie immer auch für militärische Zwecke eingesetzt. Noch im Ersten Weltkrieg transportierten sie kleine Röhrchen mit winzigen Fotografien und anderen wichtigen Informationen.

Ein älterer Mann steht vor einem Taubenschlag und schaut in den strahlend blauen Himmel, vor dem rund ein Dutzend Tauben fliegen.

Brieftauben für Liebhaber

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Heutzutage sind es vor allem die Brieftauben-Liebhaber, die mit den Tieren arbeiten. Da man eine Taube auch auf dem Dach des eigenen kleinen Häuschens halten kann, ist der Brieftaubensport schnell zum Hobby des "kleinen Mannes" geworden. Doch nicht jede Taube ist ein potenzieller Sieger. Beim Brieftaubensport kommt es auf Schnelligkeit und Orientierungssinn an. Deshalb werden nur die Brieftauben zur Züchtung herangezogen, die bei Wettbewerben unter den besten 25 Prozent landen. Wer am schnellsten zum heimatlichen Schlag zurückgefunden hat, ist Sieger. Die Strecken, die Brieftauben dabei zurücklegen, sind unterschiedlich lang. Die weiteste gemessene Strecke soll 1800 Kilometer betragen haben.

Die innere Uhr

Schon von Anfang an lag die Vermutung nahe, dass die Tauben sich an sogenannten Landmarken orientieren. Das sind Berge, Bäume, Flüsse, Häuser - alles also, was sie erkennen und wiedererkennen können. Doch wie findet eine Brieftaube auch dann zurück, wenn sie in einer völlig unbekannten Gegend ausgesetzt wird? Wie alle Tiere, so besitzen auch Tauben eine innere Uhr, die ihnen sagt, wie spät es ist. Diese Informationen vergleichen sie mit dem Sonnenstand, um festzustellen, ob die Sonne im Osten oder im Westen steht. Sie lernen dies instinktiv im Alter von etwa drei Monaten, wenn sie alt genug sind, um alleine weitere Ausflüge vom Nest aus unternehmen zu können. Brieftauben orientieren sich also nach dem Sonnenstand. Was aber machen sie, wenn es draußen verhangen, wenn weit und breit keine Sonne zu sehen ist?

Nahaufnahme eines Taubenschnabels. Mit einer Grafik wird veranschaulicht, dass die magnetempfindlichen Stellen des Vogels in der oberen Schnabelhälfte sitzen.

Immer dem Schnabel nach

Vergrößern

Das Geheimnis des Magnetit

Die Erde besitzt ein Magnetfeld, das sich auch die Menschen bei der Orientierung zu Nutze machen, indem sie einen Kompass einsetzen. Versuche haben ergeben, dass Zugvögel in verschiedenen Organen - im Schnabel, in den Augen und sogar in den Nervenzellen - Magnetit aufweisen. Das ist ein Stoff, auf den die Magnetkraft besonders stark wirkt. Auch bei den Tauben wurde die Auswirkung des Magnetfeldes auf ihre Orientierungsfähigkeit eindeutig festgestellt. Soviel scheint festzustehen: Scheint die Sonne, orientieren sie sich an ihr, ist der Himmel bedeckt, nutzen sie ihre Fähigkeit, sich am Erdmagnetfeld zu orientieren. Und erst wenn sie wieder in der Nähe des Schlages sind, orientieren sie sich an Landmarken, um ganz genau nach Hause zu finden. Es bleibt aber die Frage, woher die Tauben wissen, wo sie sich befinden, wenn sie an einem völlig unbekannten Ort abgesetzt werden.

Das Forschen geht weiter

Einige Wissenschaftler vermuten, dass auch der Geruchssinn eine große Rolle bei der Orientierung der Tauben spielen könnte. Andere Wissenschaftler forschen weiter an der Magnetorientierung, da sie vermuten, dass die Tiere an unterschiedlichen Stellen des Körpers unterschiedliche Informationen über das Magnetfeld wahrnehmen können. Wiederum andere haben herausgefunden, dass das Zusammenspiel von Licht und Magnetit den Tieren behilflich ist. Ein endgültiges Ergebnis jedoch gibt es bisher noch nicht, und damit bleibt jede Menge Stoff zum Forschen.

 

Sine Maier-Bode, Stand vom 13.08.2010

 

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Tauben

Über kaum ein anderes Tier gehen die Meinungen so weit auseinander wie über die Taube. Hobbyzüchter betrachten sie als ihren engsten Sportsfreund, Taubengegner hingegen bekämpfen die "Ratten der Lüfte".

http://www.planet-wissen.de

 

 

1884 - 2013

129 Jahre Verband Deutscher Brieftaubenzüchter

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Man muss die Vergangenheit kennen, um die Gegenwart zu begreifen und die Zukunft zu verstehen

Von Klaus Kühntopp, Redakteur der Zeitschrift „Die Brieftaube“

Die Geschichte des Brieftaubensports in Deutschland ist wesentlich älter als der 125-jährige Verband. In Aachen fanden sich um 1834 einige Sportfreunde zusammen, um den ersten Brieftaubenzuchtverein zu gründen. Sie gaben ihm den Namen „La Colombe“, die „Brieftaube“. Treibende Kraft war Adolf Zurhelle, der auch mit seinen Zuchtbemühungen die damalige Brieftaubenzucht im Wesentlichen geprägt hat.

Mit dem Fortschritt der Industrialisierung, insbesondere des Eisenbahnwesens, verbreitete sich auch der Brieftaubensport in ganz Deutschland – an den Niederrhein, in das Bergische Land, in das Ruhrgebiet bis nach Norddeutschland und nach Thüringen. Um 1860 gab es mit der „Columba“ bereits die erste Fachzeitschrift für Brieftaubenkunde. Etwas später wuchs der Gedanke, einen Verband zu gründen.

Zwischen 1871 und 1883 wuchs die Zahl der Mitglieder und damit die Zahl der Vereine.

Das hatte nicht zuletzt patriotische Gründe: Die Brieftaube zeigte ihre Bedeutung in der militärischen Nachrichtenübermittlung. Die gut funktionierende Nachrichtenverbindung bei der Belagerung von Paris 1870/71 im Deutsch-Französischen Krieg beschäftigte die Militärs in ganz Europa, und man suchte nach Wegen, die Brieftaube in das militärische System einzubeziehen. 1872 erhielt der Kölner Brieftaubenzüchter Josef Lenzen vom Preußischen Kriegsministerium den Auftrag, „die Brieftaubenzucht in Preußen für das Militärwesen nutzbar zu machen“. So wurden 1891 in einem Vertrag zwischen dem Verband Deutscher Brieftauben-Liebhaber-Vereine und dem Preußischen Kriegsministerium u. a. folgende Punkte angesprochen:

  • Übung der Tauben auf bestimmten, vom Staat gewünschten Fluglinien
  • Freie Fluglinien
  • Staatsmedaillen und Urkunden
  • Verleihung der Goldmedaillen
  • Verleihung von Bronze- und Silbermedaillen
  • Zuschuss des Kriegsministeriums an den Verband

Die Gründung des „Zentralverbandes der Brieftaubenzüchter in Deutschland“
1884 stand im Zeichen des militärischen Nachrichtenwesens.

In einer Denkschrift hieß es u. a.: „Das Streben aller deutschen Vereine muss dahin gerichtet werden, gemeinschaftlich einen einheitlichen Reiseplan aufzustellen. Die Flugrichtungen müssen sich strategisch über das ganze Reich ausdehnen.“ Ende 1883 gab es in Deutschland über 70 Brieftaubenvereine, dazu zwei Reisevereinigungen: die RV des rheinisch-westfälischen Industriegebietes, Sitz Bochum, gegründet 1881, und die RV Solingen, gegründet 1882. Am 15. Dezember 1883 fand in Köln die Gründungsversammlung statt, es kam zur Gründung des „Verbandes Deutscher Brieftaubenliebhaber-Vereine“. Erster Präsident wurde Karl Georg Edmund Baron von Alten-Linsingen. Die erste Wanderversammlung fand am 24. Oktober 1884 in Essen statt, ihr war eine Ausstellung angegliedert. 1886 gab der Verband die „Zeitschrift für Brieftaubenkunde“ he-raus.

Die Übernahme des Protektorats über den Verband durch Kaiser Wilhelm II. im Jahr 1888 war von überragender Bedeutung für den Brieftaubensport.

Ende 1890 zählte der Verband rund 190 Vereine. Diese Entwicklung machte nun ein festes Verbandsbüro und organisatorische Änderungen erforderlich. Die Satzungen von 1891 gaben dem Verband einen Präsidenten und einen Geschäftsführer. 1895 wurde die Verbandsgeschäftsführung hauptamtlich und erhielt ein festes Verbandsbüro. Ende 1900 zählte der Verband nunmehr 688 Vereine. Das Jahr 1894 brachte dem Verband das am 24. Mai 1894 vom Reichstag beschlossene Brieftaubenschutzgesetz und den kaiserlichen Schutzstempel. Diese Stempelung wurde zur besseren Kennzeichnung der Verbandsbrieftauben an den Flügelunterseiten angebracht und verlieh den Tauben militärischen Charakter. Das Brieftaubenschutzgesetz brachte jedoch allen Vereinen ab 1901 militärische Flugaufgaben. Dafür erhielt der Verband alljährlich Zuschüsse vom Preußischen Kriegsministerium und später auch vom Kaiserlichen Reichsmarineamt.

Transport

Transport der Reisekörbe mit Pferd und Wagen (1926, BZV Eilbote, Niederense, Vorflug ab Wameln).

Die Vereine konnten sich in Friedenszeiten ganz der sportlichen Liebhaberei widmen. Alljährlich wurden auch recht attraktive Weitstreckenflüge aus Ostpreußen (Königsberg), Österreich (Wien) und Ungarn (Budapest) durchgeführt.

Auf den Verbandsausstellungen ab 1895 standen die Tauben in Einzelkäfigen. Hierzu war eine Reiseleistung von etwa 20% erforderlich. Es zählte der äußere Eindruck, die schönste Taube der Ausstellung erhielt den Kaiserpreis, eine große Goldene Medaille.

1894 wurde die Einführung von geschlossenen Metallfußringen (Aluminium oder Neusilber) beschlossen.

Als Jahreszeichen diente ein eingeprägter Buchstabe, weiter war der Ring mit der Verbands- und der laufenden Nummer versehen. Um den Bezug des Ringes durch Nichtverbandsmitglieder zu verhindern, ließ der Verband im Jahre 1901 das Ringzeichen (Adlerkopf mit Krone und Halsteil sowie Jahreszahl) patentamtlich schützen. Die neuen Ausstellungsbedingungen sahen 1905 erstmalig eine Klasseneinteilung von Männchen (A) und Weibchen (B) sowie die Vergabe der Goldenen Verbandsmedaille für die beste Gesamtleistung in allen Klassen vor. 1891 wurde auf der Wanderversammlung der erste deutsche Konstatierapparat vorgeführt.

In den Jahren von 1906 bis 1911 kam es zu tiefgreifenden Veränderungen in der verbandlichen Struktur.

Auf der Wanderversammlung 1911 wurde der Verband in 18 Bezirke gegliedert. Jeder Bezirk war danach im Verbandspräsidium vertreten. Ab 1916 wurden Brieftauben zur Nachrichtenübermittlung eingesetzt. Insgesamt rund 200 000 Tauben wurden in fahrbaren Taubenschlägen auf ihre Aufgaben vorbereitet. Anfang 1918 erhielt der Verband eine neue Bezeichnung „Verband Deutscher Militär-Brieftaubenliebhabervereine“. Bereits Ende November wurde das Wort „Militär“ wieder entfernt. Mit dem Ende des Krieges endete auch das Protektorat des Kaisers. Ende 1924 zählte der Verband 2852 Vereine mit über 32.000 Mitgliedern.

1920 entstand die Idee der Preisrichter-Vereinigung.

Die erste Mitgliederliste vom August 1921 wies für jeden der 18 Bezirke neun bis zehn Preisrichter aus. 1924 wurde das Amt des Obmanns eingerichtet. Ende 1925 war der Verband auf mehr als 3500 Vereine mit über 40 000 Mitgliedern gewachsen. Eine Reform der Bezirksstruktur war damit dringend erforderlich geworden, die 18 Bezirke reichten organisatorisch nicht mehr aus. Im November 1925 fand der erste Spatenstich für die neue Geschäftsstelle in Hannover statt. Von 1926 bis 1932 wuchs der Verband um fast 2300 Vereine und 12 000 Mitglieder. 1926 beschloss die Wanderversammlung die Aufteilung in 33 Bezirke.

1931 führten Hamburger Züchter zum ersten Mal einen Brieftaubentransport per Flugzeug durch.

Es ging nach Breslau und Zossen bei Berlin. Auf der Breslauer Verbandsausstellung 1932 wurde erstmals ein Tauben-Transportwagen vorgeführt mit einem Fassungsvermögen von 3000 Tauben. Auf der gleichen Versammlung wurde die 25%-Preis-Regelung beschlossen. Viele Sportfreunde sahen darin allerdings eine Verschlechterung des Leistungsniveaus.

Goldene Jubelfeier des Verbandes Deutscher Brieftaubenzuchtvereine 1934 im Essener Saalbau.

Goldene Jubelfeier des Verbandes Deutscher Brieftaubenzuchtvereine 1934 im Essener Saalbau.

1928 wurde auf einer Versammlung in Lüttich ein neuer internationaler Brieftaubenstandard eingeführt, basierend auf der 100-Punkte-Marke, ohne dass der deutsche Verband hinzugezogen wurde. Die deutsche Preisrichter-Vereinigung hielt an ihrer 15-Punkte-Bewertung fest und verfeinerte sie 1933 lediglich durch Bruchteil-Punkte.

1933 wurde der Verband in die Fachschaft IV des Reichsverbandes für Geflügelzucht eingegliedert. Dem alten Verband wurde noch gestattet, seine 50-Jahr-Feier im Essener Saalbau durchzuführen. Die noch lebenden der einst 160 Gründungsmitglieder erhielten die Goldene Ehrennadel. Damit endete zunächst eine große Ära des deutschen Brieftaubensports. Ende 1933 erfolgte die so genannte Gleichschaltung, die für viele Vereine und Reisevereinigungen das Aus bedeutete. Der Zucht- und Reisebetrieb war durch mancherlei Maßnahmen sehr erschwert. 1939 wurden die Beziehungen zum Ausland intensiviert und die Preisrichter-Vereinigung übernahm den internationalen 100-Punkte-Standard.

1936 stand im Zeichen der Olympischen Sommerspiele in Berlin.

Am 1. August fanden die Olympia-Flüge anlässlich der Eröffnung statt. Über 100 000 Tauben aus dem gesamten Verbandsgebiet waren beteiligt, dazu 5000 Tauben aus elf benachbarten Ländern. Vor Beginn des Reisejahres kam es zu etlichen Änderungen: Fortan wurden die Reisevereinigungen zu Flugveranstaltern, alle örtlichen Vereine mussten Mitglied sein; Jungflüge wurden auf Entfernungen bis 200 km beschränkt, Jährige konnten bis
500 km gesetzt werden.

1938 war für den deutschen Brieftaubensport bedeutsam.

Im Januar fand die 1. Internationale Brieftauben-Ausstellung (Ibra) statt. Die Ibra war einem internationalen Kongress angegliedert. Diese Veranstaltung wird allgemein als Gründungsjahr der Olympiaden geführt, auch Deutschland war eingeladen und belegte in der Standard-Wertung den vierten Platz.

Am 1. Oktober wurde ein neues Reichsbrieftaubengesetz unterschrieben, in dessen Auswirkung die Reichsfachgruppe „Reisebrieftaubenwesen“ aus dem Reichsverband der Kleintierzüchter ausschied und erneut selbständig wurde. Vom 26. bis 30. Januar 1939 fand die Ibra in Köln statt. Dieses Ereignis wurde zu einer großartigen Darstellung des internationalen Brieftaubensportes und übertraf alle Erwartungen.

Die Altreise im Jahr 1939 konnte noch durchgeführt werden, wegen der Witterung unter teilweise schwierigen Bedingungen. Dann brach der II. Weltkrieg aus und legte das gesamte europäische Brieftaubenwesen bis auf weiteres lahm.

Der Wiederaufbau nach 1945 gestaltete sich naturgemäß schwierig.

Deutschland wurde geteilt. Wir gehen an dieser Stelle auf die Verhältnisse im Westen ein. Als ein kleines Wunder muss man ansehen, dass Sportfreunde aus Essen-Katernberg bereits im August 1945 wieder Preisflüge ab Isselhorst und Oeynhausen veranstalteten. Den wiedererstehenden Reichsverband baute man unter möglicher Vermeidung äußeren Aufsehens auf. Die Delegierten der Wanderversammlung trafen sich Ende April 1946 in Velbert. Neue Satzungen wurden beschlossen und so der Grundstein für den Wiederaufbau gelegt. Der Verband war selber zuständig für die Ringherstellung und die Herausgabe einer Fachzeitschrift. Er wurde unter dem Namen „Verband zur Förderung der Reisetaubenzucht, Sitz Essen“ beim Essener Amtsgericht eingetragen. Gewählt wurde auch ein siebenköpfiger Preisrichterausschuss.

Als wichtigste Aufgabe steckte die Verbandsführung fünf Nahziele ab: 1. die sportlichen Belange bei der Militärregierung zur Anerkennung zu bringen, 2. Verhandlungen mit der Reichsbahn-Direktion zwecks Aufnahme der Reisen zu führen, 3. sich um den Zusammenschluss mit den Nebenverbänden zu bemühen, 4. die Preisrichterangelegenheiten zu fördern und 5. eine Fachzeitschrift herauszugeben. Aus Wohnraummangel musste Ende 1946 das Verbandsbüro in die Praxis des Geschäftsführers verlegt werden.

50er-Jahre: Auflassen schwedischer Brieftauben in Osnabrück.

50er-Jahre: Auflassen schwedischer Brieftauben in Osnabrück.

Im Februar 1947 wählte der Beirat eine Reisekommission. Der Krieg hatte vielen Vereinen und Reisevereinigungen das gesamte Inventar genommen, sie mussten von Grund auf neu beginnen. Beim Transport mit der Bahn gab es erhebliche Probleme, so dass man nach Alternativen suchte. Die Fertigung von Kabinenexpressen bot sich an. Im März nahm die über 200 Mitglieder starke Preisrichter-Vereinigung ihre Arbeit wieder auf; im Oktober wurde ein neuer 100-Punkte-Standard in fünf Rubriken erarbeitet. Ab April erschien einmal monatlich ein Mitteilungsblatt des Verbandes.

Die erste Verbandsausstellung nach dem Krieg fand im Februar 1948 in Witten statt.

Ausgestellt wurden 560 Tauben in fünf Klassen. Die Reise 1949 gestaltete sich unterschiedlich. Auf der Südost-Richtung fuhr man mit der Bahn, zum Nordosten mit dem Lkw bis Flensburg.

Das erste Anschriftenverzeichnis erschien im Mai 1949. Ende 1950 zählte der Verband in 96 Kreisverbänden über 45 000 Mitglieder und entwickelte sich unglaublich schnell weiter. Auf den Verbandstagen 1951 in Mönchengladbach-Rheydt waren erstmals wieder ausländische Ehrengäste vertreten in Gestalt der österreichischen und schweizerischen Präsidenten.

1952 fand die Wanderversammlung in Hamburg statt. Wegen des rasanten Anwachsens der Mitgliederzahlen war eine Satzungskommission erforderlich. Zu erstellen waren auch eine neue Reiseordnung und eine Ehrengerichtsordnung.

Im Sommer fanden aufsehenerregende Flüge statt wie Wien mit 50 000 Tauben, Genf mit 15 000 Tauben, Bayern mit 5000 Tauben ab Harwich (England), Berlin führte den ersten Auslandsflug ab Schiphol unter der Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeisters durch, das Hamburger Großderby startete in Freiburg. Die internationalen Beziehungen konnten weiter ausgebaut werden. Die Verbandszeitschrift erhöhte ihre Auflage auf 33 500 Stück.

1953 begann die Ära Heinemann.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten im wirtschaftlichen Bereich kehrte der Verband wieder in ruhige Fahrwasser zurück. Deutsche Tauben durften auch wieder in Frankreich starten. Der 1946 gegründete internationale Verband erwartete den deutschen Aufnahmeantrag. 1954 nahmen die französischen Verbandspräsidenten Saudemont und Dordin an den Verbandstagen teil. Hier wurde auch ein moderner Kabinenexpress vorgestellt. Im Dezember beteiligte sich der Verband erstmalig an der „People-Show“ in England.

1955 änderte sich der Verbandsname wieder einmal, er lautete nun „Verband Deutscher Reisetaubenliebhaber e.V., Sitz Essen“. Die Verbandsgeschäftsstelle wechselte in das Haus Schönleinstraße 43. Die Auflage der Zeitschrift betrug 49 000 Stück.

Anfang der 50er Jahre: Kabinenexpresse in Aars vor dem Auflaß.

Anfang der 50er Jahre: Kabinenexpresse in Aars vor dem Auflaß.

Ab 1956 tragen die Verbandsringe das Ringzeichen „DV“. Der saarländische Reisetaubenzuchtverband wurde nach der Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik Mitglied im deutschen Verband. 1957 kam die Einladung zu den internationalen Flügen Barcelona und Marseille. Mit den ersten vier Plätzen in der internationalen Barcelona-Liste verzeichneten die deutschen Tauben einen sensationellen Einstieg.

Ende 1959 wurden in rund 8400 Vereinen und 490 Reisevereinigungen über 92 000 Mitglieder registriert. Der technische Fortschritt ließ das Konstatieren ohne Hülsen zu. Dänemark öffnete seine Grenzen, 40 000 Tauben starteten in Kolding. 1960 begann in Frankfurt/Main die Ära der Sternflüge zur Eröffnung der deutsch-amerikanischen Freundschaftswochen.

1961 fand die VIII. Brieftauben-Olympiade in Essen statt!

Zusammen mit der zeitgleich stattfindenden Verbandsausstellung wurde sie ein bis dahin nicht gekanntes medienträchtiges Ereignis. In der Standard-Klasse erreichten die deutschen Tauben den 2. Platz.

Bis Mitte der 1960er-Jahre erlebte der deutsche Brieftaubensport seine Hochzeit. Von 1956 bis 1966 stieg die Mitgliederzahl von 80.000 auf 102.000. Im Januar 1966 endete die Ära Heinemann als Verbandspräsident.

Dem neuen Präsidium unter Prof. Dr. Josef Kohaus standen

umfangreiche Aufgaben ins Haus.

Ein wichtiger Schritt in die Zukunft waren der Neuaufbau und die Gestaltung der Zeitschrift. Der Arbeitskreis „Brieftaube“ wurde geschaffen, er griff aktuelle Themen auf, im Verbandsverlag erschienen regelmäßig Fachbücher.

Brieftauben-Olympiade 1999.

Brieftauben-Olympiade 1999: John C. Robilliard (Mitte) begrüßte als Gastgeber die ausländischen Delegierten, hier Horst Althoff und Horst Menzel.

Mit der Unterstützung der „Aktion Sorgenkind“, heute „Aktion Mensch“ konnte der Verband sehr viel für sein Ansehen in der Öffentlichkeit tun. Am 13. Februar 1969 brachte das ZDF live die erste offizielle Übergabe eines Schecks des Verbandes über 100.000,- DM für die „Aktion Sorgenkind“ an den Beauftragten des ZDF. Bis heute haben die Brieftaubenzüchter über acht Millionen Euro für den guten Zweck gespendet, eine beispiellose Zahl.

Entstehung der Taubenklinik.

Im Dezember 1968 stimmte das Präsidium den Plänen für die Einrichtung einer Taubenklinik zu, 1970 begannen die Arbeiten und 1972 konnte in Essen-Kupferdreh die weltweit erste Klinik für Brieftauben eröffnet werden. 1974 war die Taubenklinik erstmals mit einem Informationsstand auf der Deutschen Brieftauben-Ausstellung vertreten. Das Forum „Taubengesundheit“ gehört zu den meistbesuchten Fachtagungen der Deutschen Brieftauben-Ausstellung.

Nach 1961 richtete der Verband 1973 zum zweiten Mal die Brieftauben-Olympiade aus.

In den Düsseldorfer Messehallen trafen sich Tausende von Brieftaubenzüchtern, 28 ausländische Delegationen waren vertreten, darunter alle Brieftauben-Verbände aus Osteuropa. Die Medien berichteten ausführlich. Prof. Kohaus wurde auf dem FCI-Kongreß als Schatzmeister bestätigt. Anlässlich der XX. Olympischen Sommerspiele 1972 in München starteten 20 000 Tauben aus Belgien, Holland, Luxemburg und Deutschland.

  

1984 – Feier des 100-jährigen Verbandsbestehens.

Die Verbandstage 1984 in den Essener Gruga-Hallen standen ganz im Zeichen des 100-jährigen Verbandsbestehens.

1987 lockte die Brieftauben-Olympiade über 50 000 Besucher aus allen Erdteilen in die Dortmunder Westfalenhallen.

Eine bis dahin nicht gekannte Demonstration der weltweiten Sportfreundschaft über Grenzen hinweg. Für die deutschen Tauben gab es den 2. Platz in der Standard-Wertung. 1989 gab es im sportlichen Bereich eine Neuerung: Die Mitgliederversammlung beschloss, die Preisvergabe bei den Wettflügen auf 1 : 3 anzuheben. Demnach ist jede dritte Taube preisberechtigt. Erstmalig wurde die „Verbandsmeisterschaft“ ausgeflogen, für viele Sportfreunde gleichbedeutend mit einer Deutschen Meisterschaft.

Die Verbandstage 1991 standen ganz im Zeichen der Wiedervereinigung des deutschen Brieftaubensportes.

Was Ende 1989 auf politischer Ebene begonnen hatte, hatte sich 1990 über auch im zwischenmenschlichen Bereich und im Brieftaubensport fortgesetzt. Weit über 10 000 Sportfreunde fanden eine neue sportliche Heimat im nunmehr gesamtdeutschen Brieftaubenverband.

Eine bahnbrechende Entwicklung im Brieftaubensport brachte die Einführung des elektronischen Konstatierens!

Brieftauben-Olympiade 1999

Brieftauben-Olympiade 1999: Bernhard Beumer sieht mit berechtigtem Stolz auf seinen 114, mit 70 Preisen insgesamt der wohl beste Vogel, der in Blackpool stand.

Der deutsche Ingenieur Göcke war auf die Idee gekommen. 1992 wurden die Tauben in Feldversuchen erstmals ohne Gummiringe konstatiert. Ein elektronischer Chip in einem speziellen Fußring machte es möglich.

1993 endete die Ära Prof. Dr. Kohaus. Die Mitgliederversammlung ernannte ihn zum Ehrenpräsidenten und mit stehenden Ovationen verabschiedeten ihn die Delegierten. Sein Nachfolger wurde der bisherige Vizepräsident Horst Althoff aus Bielefeld.

 

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Brieftaubenfotografie

Die Brieftaubenfotografie ist eine Anfang des 20. Jahrhunderts vom Kronberger Apotheker Julius Neubronner erfundene Methode der Luftbildfotografie. Dabei wird eine Brieftaube mit einem Geschirr versehen, an dem eine leichte, zeitgesteuerte Miniaturkamera befestigt ist. Neubronners Experimente endeten nach dem Ersten Weltkrieg, da das Militär das Interesse an der Erfindung verlor. Die Technik wurde jedoch später vorübergehend von dem Uhrmacher Christian Adrian Michel aus Walde im Kanton Aargau wieder aufgenommen, sowie Berichten zufolge auch vom deutschen und französischen Militär und später der CIA.

Ursprünge

Die ersten fotografischen Luftbildaufnahmen machte 1858 der französische Luftschiffer Nadar; die älteste erhaltene machte 1860 James Wallace Black ebenfalls vom Ballon aus. Fortschritte der Fotografietechnik gestatteten am Ende des 19. Jahrhunderts den Einsatz in unbemannten Fluggeräten. So experimentierte Arthur Batut in den 1880er Jahren mit Fotografie von Drachen aus. Viele andere folgten ihm, und 1896 machte William Abner Eddy mit dieser Technik gute Aufnahmen. Amedee Denisse rüstete 1888 eine Rakete mit Kamera und Fallschirm aus, und Alfred Nobel betrieb 1897 ebenfalls Raketenfotografie.

Brieftauben wurden im 19. und 20. Jahrhundert häufig verwendet, vor allem in der zivilen Taubenpost und als Boten im Krieg. Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 transportierte die berühmte Pariser Taubenpost bis zu 50.000 auf Mikrofilm übertragene Telegramme pro Taubenflug von Tours in die belagerte französische Hauptstadt – insgesamt 100.000 Staatsdepeschen und eine Million Privatnachrichten.

In einem Experiment der kaiserlich-russischen technischen Gesellschaft Sankt Petersburg erstellte Alexander von Kowanko, der Chef des russischen Ballon-Korps, im Jahr 1889 Luftaufnahmen aus dem Ballon und sandte die entwickelten Kollodium-Negative per Brieftaube auf den Boden.

Julius Neubronner


Julius Neubronner (1914)

Im Jahr 1903 kam Julius Neubronner, Hofapotheker in Kronberg im Taunus nahe Frankfurt am Main, auf die schon ein halbes Jahrhundert früher von seinem Vater ausgeübte Technik zurück, sich Rezepte durch Brieftauben schicken zu lassen. Darüber hinaus lieferte er auch dringende Medikamente bis zu einem Gewicht von 75 Gramm mit derselben Methode und versah seinen Frankfurter Grossisten mit einigen Tauben, um selbst schneller beliefert zu werden. Als eine seiner Tauben beim Transport eines Rezeptes im Nebel die Orientierung verlor und rätselhafterweise erst mit vier Wochen Verspätung wohlgenährt eintraf, kam der leidenschaftliche Amateurfotograf auf den zunächst scherzhaften Einfall, seine Tauben mit automatischen Fotoapparaten auszustatten, die ihren Weg aufzeichnen. Dieser Gedanke bewog ihn, den Brieftaubensport mit der Amateurfotografie zu einem neuen „Doppelsport“ zu vereinigen.

Neubronner begann mit der Entwicklung einer leichten Miniaturkamera, die mit Hilfe eines Geschirrs aus Gummilitze und Leder und eines Kürass aus Aluminium auf der Brust der Taube gehalten wurde. Die Tauben wurden durch Holzmodelle im Gewicht von 30 bis 75 Gramm vorsichtig an ihre Last gewöhnt. Zur Aufnahme eines Luftbildes brachte Neubronner eine Brieftaube zu einem Ort bis zu etwa 100 Kilometer von ihrem Schlag, versah sie mit einer Kamera und entließ sie. Der Vogel, darauf bedacht, von seiner Last befreit zu werden, flog typischerweise den direkten Weg, in einer Höhe von 50 bis 100 Meter. Ein pneumatischer Mechanismus in der Kamera regelte die Zeitverzögerung vor der Aufnahme. Der Taubenschlag hatte für die Aufnahme der Kameratauben mit ihrer Last ein geräumiges und elastisches Flugbrett und ein großes, nur einwärts passierbares Einflugloch.


Luftaufnahmen von Schlosshotel Kronberg (oben links) und Frankfurt am Main (unten links und Mitte); Tauben mit Kameras (rechts).

Taubenkamera mit zwei Objektiven (Patentskizzen)

Die patentierte Kamera mit Kürass, am Geschirr aufgehängt

Neubronner zufolge gab es bis 1920 rund ein Dutzend verschiedene Modelle seiner Kamera. 1907 hatte er hinreichenden Erfolg für eine Patentanmeldung. Seine Erfindung „Verfahren und Vorrichtung zum Photographieren von Geländeabschnitten aus der Vogelperspektive“ wurde vom Kaiserlichen Patentamt zunächst als unausführbar abgelehnt, nach Nachreichung von Aufnahmeresultaten jedoch im Dezember 1908 angenommen. (Die Ablehnung basierte auf einer verbreiteten falschen Vorstellung über die Tragekapazität von Haustauben.) 1909 wurde die Technik durch Neubronners Teilnahme an der Internationalen Photographischen Ausstellung in Dresden (auf Einladung des Verlagshauses von August Scherl) und der ersten Internationalen Luftschiffahrtausstellung, damals noch in Frankfurt am Main, weiter bekannt. Zuschauer in Dresden konnten das Einfliegen der Tauben beobachten, und die mitgebrachten Luftaufnahmen wurden an Ort und Stelle in Postkarten umgesetzt. Die Erfindung wurde in Dresden prämiert, ebenso wie 1910 und 1911 auf der zweiten und dritten Pariser Luftfahrtschau.

Ein Foto von Schlosshotel Kronberg (damals Schloss Friedrichshof) wurde berühmt, da es zufällig die Flügelspitzen der Taube zeigte. Das Bild wurde 1929 unter Verletzung des Urheberrechts in der Wochenschau in den deutschen Kinos gezeigt, nach Intervention der Familie Neubronner jedoch herausgeschnitten.

Die verschiedenen Kameramodelle waren recht unterschiedlich gebaut. In einem 1911 erschienenen Artikel wurden vier Typen aufgezählt: Eine gewöhnliche Kamera mit einem Objektiv, eine in Anführungszeichen als „Panoramakamera“ bezeichnete Kamera, eine Kamera mit zwei Objektiven sowie eine Kamera für acht aufeinanderfolgende Fotos. Dem Artikel zufolge hatte die größte und schwerste von ihnen Abmessungen von etwa 10 mal 6,5 Zentimetern und wog etwa 75 Gramm.

  • Die Kamera mit zwei Objektiven der Brennweite 4 cm machte gleichzeitig zwei Aufnahmen mit einem Format von fünf mal fünf Zentimeter: eine nach vorn und eine senkrecht nach unten. Bei diesem auch in der Patentschrift beschriebenen Modell teilten sich die beiden Objektive einen gemeinsamen Schlitzverschluss-Mechanismus, der sich parallel zur Flugrichtung bewegte. Ein ähnliches Modell, bei dem beide Objektive in dieselbe Richtung gerichtet waren, erlaubte die Erstellung von stereoskopischen Aufnahmen.
  • Bei einem Modell war das Objektiv an einem Balg angebracht, der sich unmittelbar nach Auslösung der Aufnahme durch eine Scherenkonstruktion verkleinerte. Dies ermöglichte eine Aufnahme im Format 6 cm × 9 cm bei einer Brennweite von 8,5 cm.
  • Um 1910 entwickelte Neubronner die Doppel-Sport-Panoramakamera, die Panoramaaufnahmen im Format 3 cm × 8 cm machte. Wie die anderen Modelle ging sie jedoch nicht in Serienproduktion.
  • Das letzte Modell (vor 1920) wog knapp unter 40 Gramm und machte 12 Aufnahmen.

Ein bekanntes Foto von drei ausgestopften Tauben mit Kameras (siehe oben) zeigt rechts eine Kamera mit nur einem Objektiv, in der Mitte eine Kamera mit zwei Objektiven und links die Panoramakamera.

1920 konstatierte Neubronner, dass zehn Jahre harte Arbeit und beträchtliche Ausgaben nur durch die Aufnahme ins Konversationslexikon belohnt worden seien sowie durch das Bewusstsein, dass eine Hilfstechnologie, der unten beschriebene mobile Taubenschlag, im Weltkrieg seinem Land genützt hatte. Inzwischen ist Neubronners Erfindung auch im Museum angekommen, so z.B. in der Sammlung des Agfa-Photo-Historamas in Köln. Die Doppel-Sport-Kamera ist außer im Kronberger Stadtmuseum auch im Deutschen Technikmuseum Berlin sowie im Deutschen Museum in München zu sehen.

Erster Weltkrieg

Von Anfang an war Neubronners Erfindung zumindest teilweise durch die Aussicht auf militärische Verwertbarkeit motiviert. Zur damaligen Zeit war die fotografische Luftaufklärung möglich, aber umständlich, da sie auf Ballons, Drachen oder Raketen angewiesen war. Der erfolgreiche Flug der Brüder Wright im Jahr 1903 eröffnete neue Möglichkeiten, die im Ersten Weltkrieg perfektioniert werden sollten. Aber auch danach versprach die Brieftaubenfotografie – trotz aller praktischen Schwierigkeiten – zusätzliche detailliertere Aufnahmen aus geringerer Höhe zu liefern.


Neubronners mobiler Taubenschlag mit Dunkelkammer, wie auf den Ausstellungen 1909 vorgestellt

Das Preußische Kriegsministerium zeigte grundsätzlich Interesse an der Erfindung, aber die anfängliche Skepsis ließ sich nur durch eine Reihe von erfolgreichen Vorführungen abbauen. Es zeigte sich, dass die Tauben relativ unempfindlich auf Detonationen reagierten, aber eine bedeutende Schwierigkeit unter Kriegsbedingungen war die Tatsache, dass es relativ lange dauert, Brieftauben an einen auch nur wenige Meter versetzten Taubenschlag zu gewöhnen. Das Problem, die Umlernzeit von Brieftauben nach der Versetzung des Schlages zu minimieren, war von der italienischen Armee um 1880 mit einigem Erfolg angegangen worden, und der französische Artilleriekapitän Reynaud löste es schließlich, indem er Brieftauben in einem herumziehenden Taubenschlag aufzog. Es ist nicht klar, ob Neubronner diese Arbeiten bekannt waren. Er wusste jedoch, dass es eine Lösung geben musste, denn er hatte von einem Schausteller gehört, der mit seinem Taubenschlag im Wagen herumzog. Schon auf den Ausstellungen 1909 in Dresden und Frankfurt stellte Neubronner einen kleinen Wagen vor, der eine Dunkelkammer mit einem Taubenschlag in auffälligen Farben kombinierte. In monatelanger anstrengender Arbeit richtete er junge Tauben ab, in den Schlag zurückzukehren, auch wenn er versetzt wurde.

1912 löste Neubronner die ihm 1909 gestellte Aufgabe, die Wasserwerke von Berlin-Tegel nur mit Hilfe seines fahrbahren Taubenschlages aus der Luft zu fotografieren. Nach fast zehn Jahren Verhandlungen wollte der Staat im August 1914 die Erfindung im Zuge eines Manövers in Straßburg selbst testen und dann übernehmen. Die Pläne wurden jedoch durch den Kriegsausbruch vereitelt. Neubronner musste seine Tauben und seine gesamte Ausrüstung der Armee zur Verfügung stellen, die sie im Felde mit befriedigenden Resultaten testete. Die Brieftaubenfotografie wurde der Nachrichtenabteilung unterstellt.

Der Luftaufklärung durch Brieftaubenfotografie war letztlich kein Erfolg beschieden. Stattdessen erfuhren unter den neuen Bedingungen des Stellungskrieges die Brieftauben in ihrer hergebrachten Rolle als Boten eine Renaissance. Der fahrbare Taubenschlag fand seinen Weg zur Schlacht um Verdun, wo er sich so sehr bewährte, dass ähnliche Einrichtungen in größerem Ausmaß bei der Somme-Schlacht genutzt wurden. Nach dem Krieg schrieb das Kriegsministerium an Neubronner, dass die Brieftaubenfotografie keinerlei militärischen Nutzen mehr hätte und weitere Experimente nicht gerechtfertigt seien.

Das Internationale Spionagemuseum in Washington D.C. hat der Brieftaubenfotografie und den Brieftauben im Ersten Weltkrieg einen kleinen Raum gewidmet.

Zweiter Weltkrieg


Spielzeugsoldat mit Kamerataube

Trotz der direkt nach dem Ersten Weltkrieg erfolgten Ablehnung der Erfindung scheint das deutsche Militär in den dreißiger Jahren in München Brieftauben für Fotografie trainiert zu haben, und zwar mit Taubenkameras, die auf einem Flug 200 Aufnahmen machen konnten. Der 1932 gestorbene Erfinder der Methode war daran wohl nicht mehr beteiligt. Aber die Deutschen waren jetzt nicht mehr die einzigen, die diese Technik für sich reklamierten. Das französische Militär erklärte, Filmkameras für Tauben zu besitzen, sowie eine Methode entwickelt zu haben, um die Tauben mittels trainierter Hunde hinter die feindlichen Linien zu bringen und dort starten zu lassen.


Skizzenblatt aus dem Patent von Adrian Michel

Obwohl Brieftauben und mobile Taubenschläge auch im Zweiten Weltkrieg auf beiden Seiten ausgiebig genutzt wurden, ist nicht ersichtlich, ob oder in welchem Ausmaß Brieftauben tatsächlich in der Luftaufklärung eingesetzt wurden. Auf alliierter Seite kursierten offenbar Gerüchte, die Deutschen und die Japaner würden Neubronners Erfindung einsetzen, und noch 1943 wurde berichtet, die amerikanischen Nachrichtentruppen seien sich der Möglichkeit einer Anwendung von Brieftaubenfotografie bewusst, hätten sie jedoch noch nicht offiziell angenommen.

Fest steht nur, dass die Brieftaubenfotografie während des Zweiten Weltkriegs durch Kriegsspielzeug ihren Weg in die Kinderzimmer fand. Unter den Massefiguren der Marke Elastolin, die teils noch Motive aus der Zeit vor 1918 mit aktualisierten Uniformen zeigten, war ungefähr ab 1935 auch ein Nachrichtensoldat mit Taubentransporthund. Der Soldat lässt eine Taube fliegen, die eine etwas überdimensionierte Taubenkamera trägt.

Dank der Ermittlungen des Schweizerischen Fotoapparatemuseums in Vevey ist sehr viel mehr über die etwa gleichzeitig entwickelten Taubenkameras des Schweizer Uhrmachers Christian Adrian Michel (1912–1980) in Walde im Aargau bekannt. 1931 zum Brieftauben-Hilfsdienst des Schweizer Militärs eingeteilt, passte er ab 1933 Neubronners Doppel-Sport-Kamera an 16-mm-Film an und verbesserte sie durch eine Mechanik, welche die Verzögerungen beim ersten Bild sowie zwischen den Aufnahmen kontrollierte und den Film transportierte. Trotzdem blieb die 1937 patentierte Kamera mit 70 g unterhalb der kritischen Gewichtsgrenze. Es handelte sich wohl um einen der ersten Fotoapparate mit Federwerk.

Michels Plan, die Kamera der Schweizer Armee anzubieten, scheiterte, als er keinen Produzenten für die Serienproduktion fand. Insgesamt gab es nicht mehr als etwa 100 Kameras dieses Typs. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs patentierte Michel eine Hülse zum Transport kleiner Gegenstände wie Filmrollen durch Brieftauben. In der Zeit von 2002 bis 2007 wurden drei von Michels Brieftaubenkameras von Christie’s in London versteigert.

Das Schweizer Fotoapparatemuseum besitzt circa 1000 Aufnahmen, die während der Entwicklung von Michels Kamera für Testzwecke gemacht wurden. Im Katalog der Ausstellung Des pigeons photographes? im Jahr 2007 werden sie eingeteilt in

  • Testbilder auf dem Boden oder von einem Fenster,
  • Bilder in Menschenperspektive vom Boden oder von erhöhten Punkten aus,
  • Luftaufnahmen aus dem Flugzeug,
  • Luftaufnahmen aus relativ großer Höhe, die vermutlich von aus dem Flugzeug abgesetzten Brieftauben stammen
  • sowie eine kleine Anzahl von typischen Brieftauben-Luftaufnahmen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Im virtuellen Rundgang des (anders nicht öffentlich zugänglichen) CIA-Museums wird eine von der CIA benutzte batteriebetriebene Taubenkamera gezeigt. Details ihres Einsatzes unterliegen noch der Geheimhaltung. Medienberichten zufolge wurde diese Kamera in den 1970er Jahren eingesetzt, wobei die Tauben aus einem Flugzeug heraus frei gelassen wurden; die Technik war jedoch nicht erfolgreich.

1978 druckte das französischsprachige Schweizer Magazin L’illustré eine Luftaufnahme der Gotthelfstraße in Basel, die von einer Taube von Febo de Vries-Baumann mit einer Hydraulik-Kamera gemacht wurde.

In den achtziger Jahren stellte Rolf Oberländer eine kleine Anzahl hochwertiger Kopien der Doppel-Sport-Kamera her, von denen das Schweizer Fotoapparatemuseum 1999 eine erwarb. Manche wurden wohl auch als Originale verkauft.

2002/2003 experimentierte der Aktionskünstler und Taubenliebhaber Amos Latteier mit Brieftaubenfotografie. Er benutzte APS- und digitale Kameras und verarbeitete seine Forschungen, Erlebnisse und Resultate zu „PowerPointillistischen“ Vorlesungs-Events in Portland (Oregon).

In der Dornröschen-Verfilmung von Arend Agthe (2008) erfindet der Prinz die Brieftaubenfotografie und entdeckt Dornröschen auf einem der Fotos.

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Brieftaubenfotografie Martin Gebert

 

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Schlagauflösung von Günter Rost / Altenholz Stift

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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PRISM löst Rückkehr der Brieftauben aus

Samstag, 22. Juni 2013 , von Freeman um 11:11

Wir haben alle im Physikunterricht das dritte newtonsche Axiom gelernt. Nämlich, das Prinzip von Actio und Reactio, oder jede Aktion bewirkt eine Reaktion. Auf ein aktuelles Beispiel bezogen, wenn die westlichen Abhördienste wie NSA, CIA, GCHQ, BND, Mossad etc. alle unsere Telefongespräche abhören, die E-Mails, Chats, Tweets, Skypes und überhaupt den ganzen Internetverkehr und alle unsere Seitenbesuche in ihren gigantischen Computern und Datenbanken abspeichern und analysieren, es keine Privatsphäre mehr gibt und sie alles was wir sagen, tun und denken wissen, dann ist eine Gegenreaktion die natürliche Folge. Es findet ein Ausweichen auf andere Methoden des Informationsaustausch statt.


Interessant ist, die Bekanntmachung des ehemaligen technischen Mitarbeiter der amerikanischen Geheimdienste CIA und NSA, Edward Joseph Snowden, es gibt ein US-amerikanischen streng geheimes Programme zur Totalüberwachung der weltweiten Internetkommunikation mit Namen PRISM und BOUNDLESS INFORMANT, sowie des britischen geheimen Programms TEMPORA, hat eine Rückkehr zu altbewährten Methoden bewirkt, nämlich, die Nutzung von Brieftauben zum Informationsaustausch. Ein richtiger Boom in dieser analogen Kommunikationsform findet statt und die Brieftaubenzüchter können sich vor lauter Anfragen nicht mehr retten.

Seit Jahrtausenden sind Brieftauben zum Transport von Botschaften benutzt worden, vor der Erfindung des Telegraphen, Radio, Telefon und Internet. Damit die hervorragenden Flieger dafür eingesetzt werden können, muss eine Brieftaube von ihrem Heimatschlag an den Abflugort gebracht werden, wo sie bis zu ihrem Einsatz festgesetzt wird. Die Nachricht wird auf einem zusammengerollten Zettel in einem Behältnis am Fuss oder Rücken der Taube befestigt. Nach dem Auflass fliegt sie auf direktem Weg zu ihrem Heimatschlag zurück, wo die von ihr mitgebrachte Botschaft in Empfang genommen werden kann.


Der grosse Vorteil dieser Methode, sie ist schnell, kann bis zu 1'400 Kilometer eingesetzt werden und kein Geheimdienst kann die Nachricht elektronisch abhören und speichern. Einer der besorgten bisherigen Internet-Benutzer der bereits auf Brieftauben umgestellt hat sagte: "Ich habe nichts zu verbergen, aber mich stört die Tatsache, dass jedes Wort das ich auf meinem Computer schreibe von Schlapphüten gelesen und alles was ich im Internet mache für alle Ewigkeit gespeichert wird. Wenn ich jetzt etwas mitteilen will, dann schreibe ich es verschlüsselt auf ein Stück Papier und eine Brieftaube liefert es zum Empfänger. Das dauert nur wenige Stunden oder höchstens einen Tag, je nach Distanz. Ich lege Wert auf meine Privatsphäre und der verdammte Schnüffelstaat kann mich am Arsch lecken."

Es gibt viele historische Beispiele für den Einsatz von Brieftauben, sogar über weite Strecken. Wie die Taubentürme der Republik von Genua im Mittelmeer oder die Übermittlung der Nachricht vom Sieg in der Schlacht von Waterloo am 18. Juni 1815 an die britische Regierung. Reuters begann seinen Pressedienst mit Brieftauben und so entstand überhaupt der schnelle Versand von Nachrichten. Die Schweizer Armee benutzte für lange Zeit einen Brieftaubendienst, der 1951 den Fernmeldetruppen angegliedert wurde und seine Basis auf der Armeebrieftaubenstation Sand-Schönbühl (Kanton Bern) hatte. Dieser Dienstzweig wurde erst 1995 abgeschafft und hatte zum Schluss 30'000 Tauben im Einsatz.


Laut neuesten Insiderinformation erwägt das Eidgenössische Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS), die Wieder- einführung der Brieftauben, um gegen das Abhören durch fremde Geheimdienste sicher zu sein. Die grösste CIA-Spionagezentrale Europas befindet sich nämlich in Bern, nur wenige hundert Meter vom Regierungssitz und Parlament. Dazu kommt noch das weltweite Spionagenetz ECHOLON, das von Nachrichtendiensten der USA, Grossbritanniens, Australiens, Neuseelands und Kanadas betrieben wird. Das System dient zum Abhören bzw. zur Überwachung von über Satellit geleiteten privaten und geschäftlichen Telefongesprächen, Faxverbindungen und Internet-Daten.

Speziell in den Vereinigten Staaten hat die Bekanntmachung der totalen Überwachung und Bespitzelung durch die NSA die Suche nach Alternativen ausgelöst. Immer mehr Leute wollen alles über Brieftauben lernen. Die Zuchtvereine und Taubenhalter werden regelrecht überrannt. Was als komisches Hobby von einigen introvertierten Vogelliebhaber bisher galt, wird als ernsthafter Weg den Schnüffelstaat zu umgehen angesehen. Aber auch in Europa ist das Interesse für Brieftauben stark angestiegen. Das Mutterland des Brieftaubensportes ist Belgien. Hochburgen sind aber auch die Niederlande und Deutschland, besonders das Ruhrgebiet. Dort heissen die Brieftauben auch Rennpferde des kleinen Mannes, der Taubenzüchter nennt sich Taubenvatta. Dabei können wertvolle Zuchttiere durchaus mehrere tausend Euro kosten.

Weil Brieftauben schon lange so effektiv und relativ zuverlässig Nachrichten übermitteln, hatten sie ein gefährliches Leben, speziell an den Kriegsschauplätzen. Feindliche Soldaten versuchten sie beim Überflug abzuschiessen. Einige dieser Tauben wurden unter den Militärs die sie einsetzten für ihren Mut berühmt. Eine Taube die "Spötter" hiess flog 52 Missionen bevor sie verwundet wurde. Eine andere mit Namen "Liebling" wurde in den letzten Wochen des I. Weltkrieg verletzt. Obwohl sie einen Fuss und ein Auge verlor, brachte sie die Nachricht durch, was eine Gruppe von umzingelten amerikanischen Soldaten das Leben rettete. Sie bekam den höchsten Verdienstorden und wird ausgestopft im Militärmuseum von Washington heute noch als Heldin bewundert.

Bei seinem Berlin-Besuch vergangene Woche hat Präsident Obama das weltweite Spionageprogramm PRISM der NSA verteidigt. Er sagte: "Es ist wichtig zu verstehen, man kann nicht 100 Prozent Sicherheit und gleichzeitig 100 Prozent Privatsphäre haben." Der Staat muss alles über jeden wissen, fügte er hinzu, speziell was über das Internet abläuft, denn dieses Medium sei sehr gefährlich und jeder kann ein Terrorist sein. Die unterwürfige Merkel wagte es kaum ihm zu widdersprechen und faselte in verharmlosender Weise nur etwas von: "Das Internet ist für uns alle Neuland." Ein sehr merkwürdige Äusserung, denn das Medium gibt es seit 1993, also bereits 20 Jahre, und fast jeder verwendet es mittlerweile.

Als Obama nach seiner Rückkehr in Washington informiert wurde, Brieftauben könnten den Milliarden teuren Überwachungsapparat unterlaufen und zur Makulatur machen, hat er darauf sehr wütend reagiert. Insider die im Oval Office dabei waren und seine Wutausbruch erlebten sagten, seine Absicht jede Form von freier Konversation und Informationsaustauch zu unterbinden darf nicht umgangen werden. Er hat sofort eine Sondertruppe zusammengerufen die Ideen ihm unterbreiten sollen, wie man die Nutzung von Brieftauben stoppen kann. Erste Vorschläge sind, spezielle Taubenfallen und das Aufspannen von Netzen, aber auch eine Gesetzesänderung, welche jeden der Brieftauben benutzt bestraft und ins Gefängnis befördert.

"Ihr seid alle potenzielle Staatsfeinde. Ich habe die Air Force angewiesen jede Brieftaube abzuschiessen und meine Drohnen werden den Himmel über ganze Amerika patrouillieren und nach diesen kriminellen Vögeln absuchen. Keiner meiner Untertanen darf sich privat unterhalten ohne das wir mithören und wissen was gesprochen wird. Wir müssen wie bisher jede Aktion elektronisch festhalten um sie analysieren zu können. Jedes geschriebene oder gesprochene Wort eines jeden Amerikaners und überhaupt jedes Menschen auf der Welt hat in unseren Datenbanken zu landen. Wir haben jetzt schon gigantische Dateien über jeden Bürger und wir werden die Fortsetzung der Speicherung nicht durch Vögel stören lassen. Alle Brieftauben müssen deshalb radikal ausgemerzt werden und wer sie züchtet ist ein Terrorist. Das ist ein Fall von nationaler Sicherheit."


Gerade als Obama diese Worte im Garten des Weissen Hauses gestern vor der Presse geäussert hatte, flog eine Taube über ihn drüber und lies eine weisse Flüssigkeit auf ihn fallen, die auf seinem Kopf aufklatschte. Einige Anwesende meinten darauf, das wäre ein Fall von Rache der Vögel gewesen. Andere sagten, es wäre ein Beweis für das newtonsche Gravitationsgesetz, alles was nach oben steigt fällt auch wieder runter. Ob sie damit die Präsidentschaft von Obama oder die Vogelscheisse meinten ist nicht ganz klar.

Wir bei ASR haben uns auch überlegt auf Brieftauben umzustellen. Ab 2014 werden wir die Artikel nur noch über den Lufttransportweg an die Leser verschicken. Deshalb richtet schon mal auf eurem Dach einen Taubenschlag für den Empfang der Nachrichten ein und lernt wie man mit diesen Tieren umgeht. Wenn Obamas neuer Slogan lautet "Yes We Scan" dann zeigen wir ihm den Vogel!

Brieftauben und Militär

Bilddokumentation im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr

Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr ist in dem von 1873 bis 1876 errichteten Arsenalhauptgebäude untergebracht, im Zentrum eines großzügig angelegten Militär-Komplexes am Nordrand Dresdens (Albertstadt). Ihre ursprüngliche Funktion, die Arsenale oder aber auch Zeughäuser hatten, verloren diese am Ende des 19. Jahrhunderts und viele wurden stattdessen als Museum genutzt. In Dresden konnten erstmals Besucher ab dem Jahre 1897 die Arsenalsammlung besichtigen. Bis 1914 wurde diese zum Königlich- Sächsischen Armeemuseum ausgebaut. 1945 musste das nunmehr in Heeresmuseum Dresden umbenannte Haus kurzfristig seine Tore schließen und diente dann über mehrere Jahre als Stadthalle für diverse Veranstaltungen wie Konzerte, Vorträge, Theateraufführungen u. ä. Im Jahre 1972, nach einer kompletten Rekonstruktion des Hauses, öffnete es wieder als „Armeemuseum der DDR“ die Pforten. 1990/ 91 wurde das inzwischen in Militärhistorisches Museum Dresden (MHM) umbenannte Haus in die Struktur der Bundeswehr eingegliedert. Heute beherbergt das Museum am Olbrichtplatz 3 auf über 10 000 m2 Fläche einen Ausschnitt aus der deutschen Militärgeschichte seit dem Jahre 1500. Dazu gehören Uniformen, Ausrüstungen, Waffen und Orden. Zu den bemerkenswertesten Ausstellungsstücken gehören “Sojus 29” (Landeapparat der sowjetisch – deutschen Raumfahrtexpedition 1978) und “Brandtaucher” (eines der ersten deutschen Tauchboote aus dem Jahr 1850). Auf dem anliegenden Gelände (5000 m2) werden Großgerätetechniken wie gepanzerte Fahrzeuge, Flugzeuge, Geschütze und Wasserfahrzeuge ausgestellt. Auf der Grundlage einer neuen, innovativen und internationalen Anforderungen entsprechenden Ausstellungskonzeption wird das Militärhistorische Museum bis 2010 umgebaut. Die Ausschreibung gewann der weltberühmte Architekt Daniel Libeskind, der auch schon das Jüdische Museum in Berlin und den Freedom Tower in New York City als Nachfolge für die am 11. September 2001 zerstörten Haupttürme des World Trade Centers entworfen hatte. Der Entwurf sieht vor, das historische Gebäude mit einem keilförmigen Einbau zu ergänzen. In der Form eines Keils hatten die britischen Bomberverbände im Februar 1945 die Altstadt Dresdens angeflogen. Des Weiteren zeigt die Spitze des Keils auf den Ort in Dresden, an welchem die ersten Bomben abgeworfen wurden.

Die seit Sommer 2004 laufenden Baumaßnahmen und die inhaltliche Neugestaltung erforderten, das Hauptgebäude zu schließen. In einer extra hergerichteten Halle auf dem Museumsgelände wird während dieser Zeit der Ausstellungsbetrieb aufrecht erhalten. Auf 3000 qm präsentiert das Museum verschiedene Dauerausstellung. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag, 9–17 Uhr, der Eintritt ist frei, Führungen erfolgen nach Vereinbarung. In der periodisch erscheinenden Broschüre des MHM wurde ich auf den folgenden Artikel der wissenschaftlichen Mitarbeiterin, Frau Barbara Turra, aufmerksam, der den Lesern nicht vorenthalten werden soll und den wir hier im Original wiedergeben.

Taubenpost

Die Nutzung von Tieren durch den Menschen hat eine sehr lange Tradition. So wurden z. B. seit der Antike Brieftauben unter Ausnutzen ihrer Fähigkeit, über größere Entfernungen und nach längeren Zeiträumen ihren Heimweg wiederzufinden, zum Transport von Nachrichten gezüchtet, denn der schnelle Besitz von Informationen ließ sich in politische, wirtschaftliche und militärische Vorteile verwandeln.

Auch das Militär setzte von alters her die Brieftauben ein. Im Ersten Weltkrieg wurden allein auf deutscher Seite etwa 25 000 Tauben verwendet. Im Kriegsfall mussten zivile Taubenzüchtervereine ihre Tiere dem Militär zur Verfügung stellen.

In Deutschland war das Brieftaubenwesen bis 1916 den Pionieren (Festungen) zugeordnet, danach erfolgte die Unterstellung unter die Fernsprechabteilungen des Nachrichtenwesens. Brieftaubenverbindungen wurden anfangs zunehmend zwischen ortsfesten Brieftaubenstationen aufgenommen, später zunehmend zwischen kleineren mobilen Trupps sowie in den vorderen Linien an der Front.

Trotz technischen Fortschrittes im Nachrichtenwesen waren Tauben schwer ersetzbar, waren sie doch zuverlässig, unauffällig, abhörsicher, arbeiteten unabhängig von zerstörter oder noch nicht installierter Technik, erreichten auch abgelegene Einheiten und konnten unkompliziert nicht nur durch Menschen und Hunde, sondern auch durch Flugzeuge, Panzer und Schiffe transportiert werden. Das Überbringen mikrofotografisch verkleinerter Originalnachrichten schloss zudem Ver- und Entschlüsselungsfehler aus und erlaubte auch die Sendung größerer Skizzen oder Pläne. Die zunehmende Weiterentwicklung der Kommunikationstechnik drängte den militärischen Einsatz von Brieftauben nach dem Zweiten Weltkrieg stark zurück.

Das Militärhistorische Museum Dresden konnte im Jahre 2005 ein interessantes Ausstellungsstück, eher eine wertvolle Dokumentation übernehmen: ein Fotoalbum (MHM, Inv.-Nr. BAAU0000) mit 96 Aufnahmen zum deutschen Militärbrieftaubenwesen im Ersten Weltkrieg in einem von Festungsbau-Offizier Oberleutnant Maier in Metz angelegten Fotoalbum. Die Fotografien zeigen Außen- und Innenansichten der in einer alten Kirche untergebrachten Brieftauben-Abteilung Metz, weiterhin Behälter zum Transport von Tauben durch Soldaten, Hunde und Flugzeuge sowie das zur Befestigung der Nachrichten an den Tauben notwendige Gerät. Auf zahlreichen an Oberleutnant Maier adressierten Feldpostkarten sind verschiedene fahrbare Taubenschläge im Kriegseinsatz zu sehen. Besonders beeindrukkend sind Fotografien, auf denen die Nutzung von Tauben unter den Bedingungen des 1916 aufgekommenen Gaskrieges zu sehen ist. Da Tauben in der Luft relativ unempfindlich gegen Gas sind, mussten sie nur am Boden geschützt werden. Deshalb wurden Gasschutzkästen konstruiert, die mit der Außenluft nur durch den Atemeinsatz der deutschen Gasmaske verbunden waren.

So weit der Artikel, der mit freundlicher Genehmigung des Leiters des Militärgeschichtlichen Museums, Oberstleutnant Freiherr von Richthofen, ebenso hier veröffentlicht werden darf wie ein Teil der Bilder. Frau Turra ist bereit, interessierten Besuchern nach Voranmeldung einen Blick in das Fotoalbum werfen zu lassen. (Tel: 0351 823- 2879). Aber auch sonst lohnt sich ein Besuch.

Schweiz

Knöpfe und Stecker

Die Armee mustert ihre 30 000 Brieftauben aus. Ein Volksbegehren soll sie retten.

 

Wenn Gärtnermeister Martin Lampart aus Zofingen im Kanton Aargau von seinen Brieftauben spricht, vergißt er Kundschaft und Geschäft. Ein halbes Eigenheim hat er für seine 120 "Tübli" eingerichtet - nichts Besonderes: "Wenn einer anfangen will", sagt Lampart, "muß er schon bereit sein, wenigstens 20 000 Franken in die Hand zu nehmen. Brieftauben sind eine Passion, eine Sucht sogar."

Die Vögel bestimmen seinen Lebensrhythmus. Im Frühjahr und Sommer werden sie trainiert und in Wettflügen geprüft, im Herbst während der Mauser gepflegt und im Winter gezüchtet. Als Expreßkuriere seien die Tiere allem technischen Gerät überlegen: "Für die Strecke von Bellinzona nach Zofingen benötigte mein bestes Tier nur eine Stunde und 39 Minuten."

Solche Fähigkeiten macht sich seit 77 Jahren auch die Schweizer Armee zunutze. Tauben, so die bisher gültige Doktrin, sind gegen Sabotage von Telefonleitungen, gegen Abhöreinrichtungen und Störung von Funkverbindungen gefeit. Und anders als die elektronischen Übermittlungstechniken können die Vögel auch Mikrofilme transportieren.

Selbst nachts finden 98 Prozent der Tauben ihren Schlag, fand der Zürcher Verhaltensforscher und Privatdozent Hans-Peter Lipp heraus, der die Brieftaubentruppe als Milizmajor anführt. Sogar als Zweiwegekuriere verzeichnen die helvetischen Armeevögel - neben den chinesischen die einzigen der Welt - im Training gute Erfolge.

Im Vogelflugdienst sind derzeit 266 Milizsoldaten eingeteilt, darunter viele Angehörige des freiwilligen Militärischen Frauendienstes (MFD). Von den 30 000 diensttauglichen Brieftauben gehören nur 7000 der Armee, 23 000 stellen private Züchter zur Verfügung. Lampart hat sich verpflichtet, ständig 36 Tiere für die Mobilisierung bereitzuhalten - etwa ein Drittel seines Bestands. Für sie erhält er täglich je 40 Gramm Futter und fünf Franken Entschädigung pro Jahr, dazu pro Diensttag und Taube 25 Rappen - ein Bruchteil des wirklichen Aufwands.

Die Kosten, insgesamt 600 000 Franken pro Jahr, will das Eidgenössische Militärdepartement jetzt sparen. Im Rahmen eines großen Abrüstungsprogramms unter dem Titel "Armee 95" werden die Brieftauben ausgemustert, die bundeseigene Taubenstation bei Bern aufgehoben und die Soldaten versetzt. "Der Entscheid", beteuert Verteidigungssprecher Hansruedi Moser, "ist kein Hüftschuß; er ist finanziell nötig, übermittlungstechnisch sinnvoll und sicherheitspolitisch zweckmäßig."

Die "Tübeler" sind schockiert. Sie fühlen sich "hintergangen und betrogen", wie sie in einer Resolution schreiben. "In einer hochtechnisierten Armee", vermutet Rita Schmidlin, 45, die sich seit Jahren als Oberleutnant im Brieftaubendienst engagiert, "haben natürliche Mittel keinen Platz mehr. Wenn etwas keine Knöpfe und Stecker hat, wird es links liegengelassen."

Deshalb will sie zusammen mit Lampart und anderen Enthusiasten die Abrüster in Bern mit einem Volksbegehren stoppen und die Tauben unter den Schutz der Verfassung stellen. "Wir haben keine Wahl: Die Tauben, letzte Sympathieträger der Armee, gehören in die Verfassung."

Zum Widerstand reizt die patriotisch gesinnten Taubenzüchter, die sich "zu den treuesten Befürwortern der Landesverteidigung" zählen, auch die Arroganz der Verteidigungsbürokraten. Ein Großteil der Züchter, behauptete etwa einer von ihnen, halte diensttaugliche Tauben nur, um sich das Hobby vom Militär finanzieren zu lassen. Das sei "eine doppelte Frechheit", findet Rita Schmidlin. Sie stelle ihre Tauben "aus reiner Armeefreundlichkeit" zur Verfügung und nehme dabei auch Manöververluste in Kauf. Denn bei den vom Militär verlangten Alpenflügen kehrten nur selten alle Tiere zurück.

Das Verteidigungsministerium läßt sich von den Protesten nicht beeindrucken. Vor 22 Jahren, als die Kavallerie abgeschafft wurde, sei die Aufregung schnell abgeklungen. "Wenn man auf jede Mini-Lobby, auf Tauben- und Kaninchenzüchter Rücksicht nehmen will", verkündet Moser markig, "kann man kein Land führen."

Er könnte sich täuschen, denn der Armee droht nun ein Aufstand der kleinen Leute. Gerade im Milieu der Kleintierhalter und Schrebergärtner fließt zusammen, was zur staatstragenden biederen Schweiz gehört: Anstand, Fleiß, Patriotismus, konservativer Bürgersinn. Sie quält das Gefühl, daß der Eidgenossenschaft Stück für Stück die Identität geraubt wird.

Schon erklärten sich die Kaninchen- und Hühnerhalter, Kanarienfans und Hamsterfreunde mit den Taubenliebhabern solidarisch und erwarten ungeduldig den Beginn der Unterschriftensammlung. Hans-Peter Blättler, Chefredakteur des Wochenblatts Tierwelt (Auflage 66 000), ist optimistisch: "Die 100 000 Unterschriften für eine Volksinitiative werden in kürzester Zeit zusammenkommen.

Schweizer Armee Tauben wurden ausgemustert !!!

 

Schweizer Armee mustert ihre Brieftauben aus

Dienstschluß für 30 000 geflügelte Fernmelder - Im Militär-Jargon hießen sie "selbstreproduzierender Kleinflugkörper" Von FELIX BAUER

 

Bern - 77 Jahre lang flogen sie über das Land der Eidgenossen, überbrachten Nachrichten und Befehle und halfen mit, die Verteidigung des Alpenstaats aufrechtzuerhalten. Nun hat die Schweizer Armee ihre billigsten Arbeitskräfte ausgemustert und die Brieftauben einem Züchterverband übergeben. Zwar wurde der 1917 gegründete und 1951 den Fernmeldetruppen angegliederte Dienstzweig schon im Zuge der Armeereform 1995 abgeschafft. Doch erst jetzt habe man die Tauben endgültig "in die zivilen Lüfte entlassen", sagt Hansruedi Moser vom Verteidigungsministerium (EMD). Denn im eidgenössischen Volk brandete vor gut einem Jahr eine Woge der Unwilligkeit heran, gestartet vom "Komitee für eine Armee mit Brieftauben". Die Vogellobby wollte nicht kampflos hinnehmen, daß die Institution Brieftaube aus der Armee verschwinden sollte. War doch der Grund für die Ausmusterung nicht schlechte Qualität, sondern purer Sparzwang. Rund 600 000 Franken (725 000 Mark) jährlich kosteten die etwa 30 000 "selbstreproduzierenden Kleinflugkörper auf biologischer Basis mit festprogrammierter automatischer Rückkehr aus beliebigen Richtungen" (so nennt sie die Dienstvorschrift). Militärisch hatten die Vögel ihre Vorteile. Sie haben laut Armeepapier eine "Hungerkapazität" von drei und eine "Durstkapazität" von einem Tag. Als "Betriebsstoff" verbraucht eine Taube gerade mal 30 Gramm Körnerfutter pro Tag. Zudem kann sie vom Feind nicht geortet werden. Überdies, argumentierte das Komitee, seien die Tauben Spitzenflieger. Trainiert durch strenge Diät legen die Tauben bis zu 800 Kilometer zurück - bei Geschwindigkeiten von 60 bis 120 Kilometern pro Stunde. Außerdem hätten sich viele Züchter am "ausschließlich militärisch begründeten Programm zur Verbesserung der Gebirgstauglichkeit der Vögel beteiligt", argumentierten die Vogelfans. Und das sollte nicht alles umsonst gewesen sein. Um den Schwierigkeiten mit den Taubenfreunden aus dem Weg zu gehen, einigte man sich auf eine "zweckmäßige private Lösung". Die neu gegründete Schweizerische Brieftaubenstiftung soll den Fortbestand der Brieftaubenstation Sand-Schönbühl im Kanton Bern gewährleisten. Sie soll künftig mit Brieftaubenhaltern und wissenschaftlichen Forschungsstationen einen "gegenseitigen Wissensaustausch" betreiben. Die Armee zahlt noch bis zum Jahresende das Futter und stellt für die Übergangszeit die bisherigen Brieftaubensoldaten zur Verfügung. "Wir wollten die Tauben nicht einfach ihrem Schicksal überlassen", sagt Moser. (Reuter)

Gefiederte Freunde

Die Nachkommen der letzten Armee-Brieftauben

Schweiz Dossier: Sicherheitspolitik
Brieftauben im ehemaligen Brieftaubenzentrum der Armee in Schönbühl.
Brieftauben im ehemaligen Brieftaubenzentrum der Armee in Schönbühl. (Bild: Annick Ramp / NZZ)
Bald 20 Jahre nach Auflösung des Brieftaubendienstes kämpft eine Stiftung um den Erhalt des ehemaligen Brieftaubenzentrums der Armee. Brieftaubenzüchter gibt es aber immer weniger.
Ronny Nicolussi

Das Ende kam überraschend und hinterliess einen schalen Nachgeschmack. Oberleutnant Rita Schmidlin sass an jenem Septembertag 1994 an ihrem Mittagstisch, als im Radio die Auflösung des Brieftaubendienstes der Armee bekanntgegeben wurde. «Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe», erinnert sich die Rentnerin heute. Mit am Tisch sassen damals Walliser Brieftaubensoldaten, die in Schmidlins Taubenschlag im Thurgau Dienst leisteten. Sie fluchten und schauten Schmidlin fragend an. Doch diese hatte keine Antworten. Sie war vorab nicht informiert worden. Niemand im Brieftaubendienst war informiert worden. Selbst der Kommandant des populären Dienstzweigs nicht. Major Hanspeter Lipp befand sich auf der Rückreise von einem Forschungsaufenthalt in Neapel. Als Professor der Universität Zürich erforschte er im Zivilleben unter anderem die kognitiven Fähigkeiten von Brieftauben. In Chiasso kaufte er sich eine Zeitung und konnte erst gar nicht glauben, was er las.

Doch am Entscheid des Militärdepartements gab es nichts mehr zu rütteln. Aus finanziellen Gründen – die Rede war von Einsparungen über 600 000 Franken – wurden die rund 7000 Brieftauben der Armee aus der Wehrpflicht entlassen, die rund 30 000 Miliz-Brieftauben nicht mehr aufgeboten. Der Entscheid erzürnte viele. Züchter von Miliz-Brieftauben kündigten eine Volksinitiative für den Erhalt des Brieftaubendienstes an. Doch am Ende wurde nichts daraus.

Mit der Auflösung des Dienstes nach 77-jährigem Bestehen wurde auch der Betrieb des Brieftaubenzentrums Sand im Berner Vorort Schönbühl obsolet. Hier, zwischen dem Schafthölzli-Wald und einem Übungsgelände der Armee, wo Generationen von Soldaten zu «Brieftüübeler» ausgebildet worden waren und der Nachwuchs der armeeeigenen Tauben gezüchtet und trainiert wurde, hätten nach einer zweijährigen Übergangsfrist 1996 definitiv die Lichter ausgehen sollen. Doch dem war nicht so. Der Druck der Taubenzüchter und die Erinnerung an die negativen Erfahrungen, die die Armee mit der Abschaffung der Kavallerie in den siebziger Jahren gemacht hatte, führten zur Gründung einer gemeinnützigen Stiftung mit dem Zweck, den Weiterbestand der Brieftaubenstation für «wissenschaftlich fundierten Brieftaubensport» für zehn Jahre zu gewährleisten.

Wie im Kalten Krieg

Der Stiftungszweck ist längst erfüllt. Der Vertrag mit der Armee läuft aber weiter, wie Hansueli Tschannen, Präsident der Schweizerischen Brieftaubenstiftung, erzählt. So stehen die alten, mit dunklem Holz verkleideten Taubenschläge weiterhin an ihrem Platz. Auch die metallenen Zeiger der Uhr auf der ehemaligen Schulungs-Baracke bewegen sich noch. Doch auf dem eingezäunten Gelände scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Stünde nicht Tschannens roter Renault Scénic vor der Baracke, wähnte man sich kaum im 21. Jahrhundert. Hier liesse sich gut ein Film über den Kalten Krieg drehen.

Dazu müssten allerdings Hunderte zusätzliche Brieftauben einquartiert werden. Denn von den rund 500 Tauben, die hier jeweils für die 27 über das ganze Land verteilten Armee-Schläge gezüchtet wurden, als der Feind noch rot war und aus dem Osten kam, sind gerade einmal 50 Nachkommen übrig geblieben. Und täglich droht eine weitere Dezimierung. Denn die Feinde der Brieftauben sind auch nach der Wende dieselben geblieben. Während sich Wanderfalken und Habichte auf die Tauben stürzen, wenn sich diese im Flug befinden, schleichen nachts gerne Marder aus dem nahen Wald um die Schläge herum und versuchen, die Vögel durch das Gitter der Volieren zu ziehen. Tschannen kann sich gut an den letzten Angriff erinnern. «Bei 17 Tauben haben an einem Morgen Extremitäten gefehlt», erzählt der 76-Jährige, bevor er einen Taubenschlag betritt. Neben einer Voliere steht jetzt eine Marderfalle.

Sabotage verhindert

Im Innern des Schlags herrscht helle Aufregung. Die gurrenden Tauben drängen aus ihren Nischen und flattern in die Voliere. «Die obersten Plätze sind die begehrtesten», sagt Tschannen. Mit eigenwilligen Pfeifgeräuschen versucht er, die Tiere wieder anzulocken. Die Luft ist schneidend, aber das scheint den kräftigen Mann nicht zu stören. Er ist an den Geruch gewöhnt. In der Nähe seines Wohnorts im bernischen Wohlen hält der frühere Stadtpolizist seit Jahren selbst 50 Tauben.

Draussen drückt die Sonne durch den Nebel. Ein bissiger Wind verhindert jedoch, dass der Aufenthalt im Freien angenehm ist. Der rüstige Senior schliesst die Eingangstüre zur ehemaligen Schulungs-Baracke auf. Heute dient diese der Stiftung als Aufenthaltsraum und als Einsatzstelle für einen regionalen Brieftaubensport-Verband. Ein Aushang-Plakat des «Blicks» vom 28. September 1988, das auf eine Türe gepinnt wurde, erinnert daran, dass bei einem Manöver im Gotthardgebiet Brieftauben eine Sabotage verhindert haben. In einem Schaukasten sind Skelette von Brieftauben und ihren Feinden ausgestellt. Es ist bitterkalt. Obschon die Temperatur im Minusbereich liegt, verzichtet Tschannen darauf, die Heizung in Betrieb zu nehmen.

Mehr als Angriffe anderer Tiere auf die Tauben bereiten ihm die Finanzen der Stiftung Sorgen. Zwar verlangt die Armee für die Vermietung des Areals mit der Fläche eines Fussballfelds nur eine sehr moderate Miete. Jedoch fehlten bisher die Einnahmequellen, um die Brieftaubenstation finanziell unabhängig zu führen. Durch die Vermietung von Schlägen an Private soll sich die Situation künftig verbessern. Zudem organisiert Tschannen mit dem Brieftaubensport-Verband jeweils im Sommer ein Taubenrennen über rund 200 Kilometer zugunsten der Stiftung, an dem auf die schnellsten Tauben gewettet werden kann. Nicht umsonst gelten Tauben als Rennpferde des kleinen Mannes. Damit könnten auch jüngere Generationen für den Brieftaubensport begeistert werden, ist Tschannen überzeugt. «Gleichwohl», räumt er ein, «wird es immer schwieriger, Nachwuchs zu finden.» In Bauzonen gebe es rasch Probleme mit den Nachbarn, wenn jemand Tauben halten wolle, und in Landwirtschaftszonen dürften keine Schläge aufgestellt werden. Den Bestand von Brieftauben in der Schweiz schätzt er auf 25 000 – Tendenz abnehmend.

Keine grosse Rolle für die Stiftung spielen mittlerweile Forschungsfragen. Die Ausrichtung auf Forschungszwecke bei der Gründung der Stiftung bedeutete im Wesentlichen lediglich, dass Professor Lipp die mobilen Brieftaubenanhänger der Armee zugesprochen erhielt. Die meisten stünden jetzt in Italien oder der Ukraine, in Gebieten, die sich für die Erforschung des Orientierungssinns der Tauben besonders eigneten, sagt er auf Anfrage. Nach wie vor ist nicht zweifelsfrei geklärt, wie Brieftauben den Weg nach Hause finden. Bekannt war bisher, dass sie sich am Erdmagnetismus und an der Sonne orientieren und darüber hinaus offenbar Gehör, Sicht und Geruch benützen. Mit Brieftauben-Versuchen in der Ukraine gelang es Lipp vor zwei Jahren aber, die These zu belegen, dass sich die Tiere primär anhand der Gravitation orientieren. «Das Erbe der Stiftung könnte somit sein», so Lipp, «den Code für den Orientierungssinn der Brieftauben geknackt zu haben.»

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Die Alpenpower-Tauben sind Nachkommen der legendären Militärtauben aus Mittenwald, diese Weitstreckentauben mussten im 2. Weltkrieg unter dem Blutigem-Edelwieß über die Alpen um ihr Leben fliegen!  Brieftauben im Hochgebirge!

 

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